Vor- und Nachgeschichte des Kahlschlags am Wurmberg 2019

HK am 9.7.2020 – mehr als 100.000 Bäume gefällt

Nach den großen Kahlschlägen des Jahres 20191siehe Der Kahlschlag am Wurmberg geht es am 9.7.2020 schon wieder los: Der HK wählt als Schlagzeile: Mehr als 100.000 Bäume bei Braunlage werden gefällt.

Die Überschriften des HK werden zunehmend alarmistischer und Forstamtsleiter Fenner und Revierleiter Laubner sehen jetzt richtig besorgt aus:

“So schlimm hatten es Forstamtsleiter Stefan Fenner und Revierförster Harald Laubner nicht erwartet. ‘Die Fachliteratur über den Borkenkäfer muss neu geschrieben werden’, sind sie sich sicher.”

Das ist eine beängstigende Aussage, wenn man bedenkt, dass für gewöhnlich in solchen Fällen immer die Fachliteratur zu Rate gezogen wird. Nun ist es nicht mehr ein Harvester wie noch 2015 oder 2017, nun sind es 12!

Und es sind auch nicht mehr 80 ha wie noch 2019, die gefällt werden müssen, sondern mehr als viermal so viel:

“Nach Schätzungen der beiden Experten werden mehr als 300 Hektar Wald (das sind etwa 430 Fußballfelder) rund um Braunlage verschwinden.”

Wieder verblüfft die Offenheit und die Ehrlichkeit der beiden Förster: Es werden konkrete Zahlen genannt und diese werden in Beziehung gesetzt, so dass man sie einordnen kann. Man vergleiche dies mit der Geheimhaltung des NLP Harz, der im jährlichen Tätigkeitsbericht diese Zahlen eben nicht nennt.2siehe Offener Brief an den Nationalpark Harz Laubner nennt auch genaue Orte, wo gefällt werden wird:

“‘Der Wald zwischen Birkenweg und Umgehungsstraße beispielsweise wird wohl ganz verschwinden’, sagt Laubner.”

Auf Google-Maps kann man sich als Nicht-Einheimischer anschauen, wo das genau ist. Mit Umgehungsstraße ist die B242 im Westen der Stadt gemeint:

“Während es bis vor einiger Zeit laut Fenner nur zwei Borkenkäfer-Flüge im Juni und September gab, ist der Schädling jetzt permanent von April bis Oktober unterwegs.”

Das ist sehr ärgerlich, denn es setzt die Förster unter Dauerstress. Fenner erklärt, was bislang nicht in den Fachbüchern stand:

“Er [= der Käfer] nutze dabei die Thermik, um sich weit in die noch dunklen Wälder hinein wehen zu lassen, die noch nicht von dem Schädling befallen sind. ‘Früher hatte er zunächst am Waldrand angefangen’, erklärt er. Dadurch hätte der Käferbefall mittlerweile eine völlig neue Qualität.”

Fenner spricht lieber nicht aus, was das für ihn bedeutet: Denn nun muss er den ganzen Wald kontrollieren und nicht nur den Rand. Das aber ist unmöglich; nicht nur wegen der Größe des Reviers3siehe Forstamt Lauterberg, sondern auch wegen der Topographie des Geländes: Der Harz ist kein Stadtpark. Man kann nicht einfach quer durch den Wald spazieren: Felsbrocken, Steihänge, Moore, umgestürzte Bäume.

Es gibt ein zweites Problem, das Fenner anspricht, und das für ihn unlösbar ist: die überhöhten Wildbestände.

“Allein in diesem Jahr habe das Forstamt Lauterberg bereits mehr als 50.000 Bäume im Bereich Braunlage neugepflanzt. ‘Doch es ist mittlerweile schwierig, neue Pflanzen in den Baumschulen zu bekommen’, erklärt Forstamtsleiter Stefan Fenner. Deshalb setze er auch auf die natürliche Naturverjüngung. Damit diese funktioniert, dürfe aber das Wild nicht zu viele Pflanzen anfressen. Er spreche sich deshalb für eine intensive Bejagung aus.”

Rehe und Rothirsche fressen natürlich nicht nur die Naturverjüngung, sondern auch die neugepflanzten Bäume aus Baumschulen, sofern diese nicht durch Zäune geschützt sind. Seit Jahrzehnten sprechen sich gute Förster “für eine intensive Bejagung” aus. Nur haben sie gegen die Lobby der Jäger keine Chance.

neugepflanzte Bäume am Wurmberg hinter Wildschutzzaun

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