Nationalpark Kellerwald – Vorbildliche Kommunikation des Nationalparkamts

Der NLP Kellerwald ist freundlicher zu seinen Kritikern1siehe z. B. Wildverbiss im Banfetal und Kahlschlag bei Bringhausen als der NLP Harz. Es liegen Welten zwischen der Antwort des NLP Harz und der des NLP Kellerwald auf meine Fragen. Über das Kontaktformular der NLP-Webseite hatte ich am 9. Juni eine Anfrage zur fehlenden Eichenverjüngung an der Kahlen Hardt gestellt.

14 Tage später antwortet der Leiter der Naturschutz-Abteilung und Vize-Chef des NLP Achim Frede persönlich:2Hervorhebungen von mir

Sehr geehrter Herr Adrian,
vielen Dank für ihre Anfrage und Aufmerksamkeit für das Naturgeschehen in unserem Nationalpark.

Ihre Beobachtung ist sicherlich nur durch eine Kombination der von Ihnen bereits erwähnten Aspekte und Faktoren sowie eine sensible Kombination derer am jeweiligen Standort zu deuten. In diesem Frühjahr hatten wir durchaus eine üppige Eichel- und Bucheckern-Aussaat mit Keimung an vielen Stellen, auch in den extremen Schuttböschungen der Kahlen Hardt. Die Mortalität ist aber in der Regel natürlicherweise hoch und in diesem Jahr trockenheitsbedingt besonders stark. Verbiss, Mäuse- und Insektenfraß kommt häufig noch dazu. An der Kahlen Hardt als wohl extremsten Eichen-Trockenwald der umgebenden Mittelgebirge mit ihrer wärmeliebender Vegetation aus den Mittelmeer- und Steppengebieten ist von jeher die Kargheit und Trockenheit der entscheidende Faktor. Nach Aussagen von Experten verjüngen sich die uralten Knorreichen nur im Turnus von Jahrzehnten, wenn mal mehrere Feuchtperioden hintereinander auftreten. Keimung und Anwachsen hängen im Standort-Feinmosaik zudem vom lokalen Feinerde- und Humusgehalt ab, der erst in wechselfrischen Eichen-Hainbuchen und frischen Buchenwaldpartien günstig wirkt. In den Buchenbeständen ist die Buchenverjüngung dann aber konkurrenzkräftiger.

Weisergatter planen wir auch für das Erweiterungsgebiet, hier stehen wir aber wegen der Vielzahl der Erfassungs- und Managementaufgaben noch ganz am Anfang.

Kahle Hardt und Urwaldsteig stehen immer mal im Programm – unter dem Titel ‚Märchenwälder‘ war z. B. am 29. Mai eine entsprechende Veranstaltung, am 6. Juli gibt es eine spannende Tour zur Hünselburg, am 13. Juli in die Trockenwälder oberhalb der Sperrmauer und am 16. August geht’s dann aus Anlass ‚20 Jahre Urwaldsteig‘ in die Kahle Hardt.

In der Anlage füge ich Ihnen noch eine Publikation zu den Besonderheiten der Ederseehänge bei und wünsche Ihnen weiterhin schöne Naturerfahrungen.

Für Rückfragen stehe ich gern auch telefonisch zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

Achim Frede (Dipl.-Biol.)
Nationalpark Kellerwald-Edersee
Abteilungsleiter Naturschutz, Forschung und Planung (UNB)

Achim Frede auf der Tagung „Alte Buchenwälder“ in Bad Langensalza – 10. Oktober 20193Hier die Präsentation von Frede auf der Tagung: Der NLP Kellerwald-Edersee als UNESCO-Welterbe

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