Das Scheitern der Borkenkäferbekämpfung im Nationalpark Harz im Spiegel der Tätigkeitsberichte

Tätigkeitsbericht 2006/2007

Königskrug

Der NLP Harz entstand am 1. Januar 2006 durch die Zusammenlegung des NLP Harz in Niedersachsen und des NLP Hochharz in Sachsen-Anhalt. Dieser war bereits am 1. Oktober 1990, jener erst am 1.1.1994 gegründet worden. (siehe Wikipedia Nationalpark Harz – Geschichte) Der erste Tätigkeitsbericht erscheint erst Ende 2007.

“Dabei werden wir auch zukünftig mit Ereignissen wie „Kyrill“ und dem Borkenkäfer rechnen müssen. Hier ist es mir besonders wichtig, der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt für die fachliche Beratung zu danken. […]
Das Jahr 2007 war komplett geprägt von den Ereignissen und Nachfolgeerscheinungen der Auswirkungen des Januarsturms „Kyrill“. In den meisten Bereichen der Waldentwicklungszone wurden die vom Sturm betroffenen Bereiche aufgearbeitet. Diese erforderlichen Maßnahmen prägten die gesamte Arbeit des Jahres 2007. Neben den Nationalparkmitarbeitern war die Hilfe von zahlreichen Unternehmerkräften erforderlich.” (Tätigkeitsbericht 2006/2007, S. 4 und 27)

Kyrill ist nicht einfach ein Orkan. Er ist nicht einfach irgendein “Ereignis” wie beispielsweise der Sonnenaufgang oder Nebel oder Regen. Nein, “wir” müssen mit ihm “rechnen”. Und mit “wir” sind nicht die Leser, mit “wir” ist die NLP-Verwaltung gemeint. Automatisch verbindet diese den Orkan mit dem Borkenkäfer:

“mit Ereignissen wie ‘Kyrill’ und dem Borkenkäfer”.

Das ist alles andere als selbstverständlich. Der normale Bürger verbindet einen Orkan wie Kyrill vielleicht mit Bäumen, die quer über der Straße liegen, oder mit einer Aktuellen Stunde der Tagesschau. Aber er verbindet sie nicht sofort mit dem Borkenkäfer. Die NLP-Verwaltung schon. Denn für sie bedeutet ein Sturm, dass “die vom Sturm betroffenen Bereiche aufgearbeitet” werden müssen. Sturmwürfe werden “aufgearbeitet”: Das steht fest. Von vornherein und unverrückbar. Vom Sturm umgeworfene Fichten in der Entwicklungszone müssen “aufgearbeitet” werden. Gründlich. Die “Maßnahmen” sind “erforderlich”. Von Kahlschlägen redet man nicht. Sie sind “Maßnahmen”. Und sie sind “erforderlich”. Unbedingt. Denn sonst breitet sich der Borkenkäfer aus. Und das darf in dieser Zone nicht passieren. Der Gesetzgeber fordert es. Und die Verwaltung führt bereitwillig und diensteifrig “die erforderlichen Maßnahmen” aus.

2006 macht die Naturentwicklungszone mehr als die Hälfte des NLPs aus: 58 %. (siehe Anhang) Das sind mehr als 14.000 ha oder 140 km2. So bleibt es die nächsten vier Jahre. Und weil diese Zone so groß ist, “prägten” die “Maßnahmen” nicht nur einen Teil der Arbeit. Nein, sie prägten “die gesamte Arbeit”. Nicht Umweltbildung oder Forschung oder Naturschutz prägten die Arbeit. Es waren die “Maßnahmen”. Sie drückten der Arbeit ihren Stempel auf. Der gesamten Arbeit.

Ferdinandstein

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