Plusminus berichtet über Kahlschläge

Medienecho in dem Kölner Stadtanzeiger, der Kölnischen Rundschau und der Aachener Zeitung

Der Fernsehbericht führte zu 3 Zeitungsartikeln:

Darin reden sich die Verantwortlichen der Nationalparkverwaltung um Kopf und Kragen.

 

Kahlschlag im Nationalpark erregt die Gemüter (Kölnische Rundschau)

Nationalparkleiter Hennig Walter stellt in bemerkenswerter Deutlichkeit fest: “Man habe nicht eigens für das Forschungsprojekt die Bäume entfernt, dies sei ohnehin vorgesehen gewesen.” (Hervorhebungen von mir)  In der mittlerweile berühmt-berüchtigten Presseerklärung Rückkehr von Erle, Birke und Co im Nationalpark Eifel konnte man tatsächlich fast den Eindruck bekommen, dass der Fichtenwald wegen dem Forschungsprojekt kahlgeschlagen wurde. Und auch der Kölner Stadtanzeiger macht mit der Schlagzeile auf: “Kahlschlag für die Forschung”. Was als Public-Relation-Kampagne geplant war, um den Kahlschlägen ein grünes Deckmäntelchen umzuhängen (siehe Professionelle Meinungsmache: das TERENO-Projekt), endet in einem PR-Desaster. Dr. Michael Röös, Leiter des Fachgebiets Forschung und Dokumentation im Nationalpark, der auf den Pressefotos vom 11. Juli 2013 noch so einen begeisterten Eindruck macht, dürfte sich mittlerweile auch gefragt haben, welcher Idiot eigentlich damals auf die Idee mit dem TERENO-Projekt gekommen ist.

“15 Millionen” für das TERENO-Projekt

 

Walter gilt in Expertenkreisen als Erfinder des “Zauberreisigs”. Denn: “Der Harvester sei auf Rücke-Gassen gefahren, die mit einem Meter Reisig abgedeckt worden seien. Dabei sei der Druck so verteilt worden, dass er auf der Fläche gar nicht mehr angekommen sei.” Ein bahnbrechende Erfindung: Man nehme “einen Meter Reisig” – wobei nicht klar ist, ob das Reisig einen Meter lang oder einen Meter dick sein muss – lasse einen 20 t schweren Harvester darüber fahren und: Der Druck ist weg! Phantastisch!

Walter redet sich um Kopf und Kragen. Spätestens seit diesem Interview dürfte man sich im Umweltministerium fragen, wen man da eigentlich zum Nationalparkleiter gemacht hat. Während ich davon ausgegangen war, dass die Lizenz zum Kahlschlag wenigstens vom Umweltministerium erteilt worden sei, gibt Walter ganz freimütig zu, sich die Sondergenehmigung ganz einfach sich selbst erteilt zu haben: “Aber nicht in Selbstherrlichkeit, sondern nach einem langen Abwägungsprozess.” Klar! Ähnlich wie beim Bau des Limburger Bischofssitzes durch Tebartz van Elst. “Daran seien zahlreiche Gremien beteiligt gewesen.” Dumm nur, wenn in diesen Gremien immer dieselben Leute sitzen, für die Kahlschläge völlig selbstverständlich sind. Oder glaubt Walter etwa, dass kontrovers über Fichtenkahlschläge diskutiert wird, wenn Bettina Krebs (Projektleiterin Wald-Wasser-Wildnis), Elmar Falkenberg, (Forstamtsleiter Nationalparkbezirk Wahlerscheid), Dr. Röss und Peter Knitsch (Staatssekretär im Umweltministerium NRW) an einem Tisch sitzen? Für die sind “Entfichtungen” ebenso ein Dogma wie für Bischöfe die unbefleckte Empfängnis Mariens.

Fußnote: Die Presse neigt dazu, die Kritik an den Kahlschlägen auf den Einsatz von Harvestern einzuschränken. So als ob Kahlschläge, bei denen die Fichten mit mobilen Kurzstreckenseilkränen geseilt oder gar mit Helikoptern von der Fläche geflogen werden nicht schlimm wären. Kein Witz: Letzteres hat man beispielsweise 2011 im Nationalpark Kellerwald einmal gemacht (siehe: Hubschraubereinsatz für die Pfingstnelke). Aber ein Kahlschlag hat immer desaströse Folgen: 18 davon habe hier beschrieben: Vor- und Nachteile von Kahlschlägen.

 

Kahlschlag für die Forschung (Kölner Stadtanzeiger)

Dr. Röös und die Nationalparkverwaltung leben in ihrer ganz eigenen Parallelwelt: Angesichts von “tristen Mondlandschaften” sagt er: “Wir bemühen uns alles gut zu machen …, aber gelobt werden wir kaum”. So jammern Kinder. Er glaubt tatsächlich, dass “gerade diese Maßnahme .. der Öffentlichkeit intensiv vorgestellt worden” sei. Sprache ist verräterisch: In der Tat: “vorgestellt” hat man diese Maßnahme der Öffentlichkeit (siehe Rückkehr von Erle, Birke und Co im Nationalpark Eifel): Man hat Pressekonferenzen veranstaltet, Pressematerialien verschickt und die Zeitungen die üblichen Jubelberichte schreiben lassen (vergleiche Manipulation der Öffentlichkeit durch Public-Relation). Förster sind so: sie “stellen” immer “vor”. Sie verkünden und die Presse schreibt auf, was sie sagen. Sie sind die Experten von Naturschutz. Auenwälder renaturiert man mit Fichtenkahlschlägen. Das haben wir immer so gemacht. Basta!

“gut gemachter” Kahlschlag am Wüstebach

 

“Es besteht kein Zusammenhang zwischen den Fichtenkahlschlägen und den Lieferverträgen.” In einer verqueren Weise hat Röös sogar recht: Die Förster haben auch schon vor Kyrill und vor Klausner gigantische Mengen Fichtenholz im Nationalpark eingeschlagen:

JahrFichtenholz (m3)
200429.875
200513.785
200618.721
200714.427
200816.891
200918.905
201027.091
201123.089
201223.403

Tabelle: Im Nationalpark Eifel gefälltes Fichtenholz in m3 (Leistungsbericht, S. 18)

Der Süden des Nationalparks ist eine Gelddruckmaschine. Mehr als 10% der jährlich von Wald-und-Holz-NRW geernteten Fichtenholzmenge stammen aus dem Nationalpark (siehe Gutachten von Prof. Schulte zu Klausner-Verträgen). In einem Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger gibt Walter wiederum ganz freimütig zu: “Allein im Jahr 2012 wurde 20 000 Festmeter Holz im Nationalpark Eifel geschlagen, das entsprach einer Summe von einer Million Euro, wie Henning Walter informiert. Das komplette Geld erhält der Landesbetrieb Wald und Holz.”

Kahlschlag am Rursee

 

Auch Michael Blaschke, Pressesprecher von Wald-und-Holz-NRW, lebt in der Parallelwelt. Das Sägewerk I.B.H. verklagt im Juli das Land auf Einhaltung der Lieferverträge und im September werden 2.500 Fm Fichtenholz vom 7 km entfernten Wüstebach in das Sägewerk geliefert. Und diese engstirnige Journalisten Höfer will partout nicht begreifen, dass da kein Zusammenhang besteht. Trotz “einstündigem Gespräch”! (Die Aachener Zeitung berichtet sogar von “mehreren Stunden”!) Also sowas! Wenn alles nicht hilft, dann wird mit dem Rechtsanwalt gedroht: “Gegendarstellung”! Notabene: Nicht die Kahlschläge “verunsichern” die Öffentlichkeit und – hört hört! – sogar die eigenen Mitarbeiter, sondern die Berichterstattung darüber.

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