Plusminus berichtet über Kahlschläge

Gutachten von Professor Schulte zu den Klausner-Verträgen

Der im Beitrag interviewte Prof. Andreas Schulte von der Universität Münster hat bereits im Jahr 2008 ein ausführliches Gutachten zu den Folgen der so genannten “Klausner-Verträge” erstellt. Das Gutachten trägt den Titel “Mögliche forst- und volkswirtschaftliche Auswirkungen der Rahmenkaufverträge von Rundholz (Fichte) des Landes NRW unter besonderer Berücksichtigung der Sägeindustrie”. Sie können es hier herunterladen: Gutachten von Professor Schulte. Lassen Sie sich von dem langen umständlichen Titel der Studie nicht abschrecken: Das Gutachten ist sehr gut lesbar und auch für Laien verständlich geschrieben. Und: Es ist spannend wie ein Krimi!

Prof. Schulte zählt zu den wenigen Experten, die Einblick nehmen konnten in die 6 Geheimverträge, die das Land NRW im Jahr 2007 mit 6 Sägewerken geschlossen hat (Gutachten, S. 7). Zu den Firmen gehört u. a. die oben genannte I.B.H. und die berühmt-berüchtigte Firma Klausner, über die am 4.10.2013 sogar auf der Titelseite der Süddeutschen Zeitung berichtet wurde: Land ohne Bäume – NRW verkauft zuviel Holz wegen alter Verträge. Die Lieferverpflichtungen an die 6 Firmen fasst eine Tabelle zusammen:

Tabelle_HolzTabelle: Lieferverpflichtungen in Millionen m3 (Gutachten S. 10)

Insgesamt belaufen sich die zugesagten Holzmengen auf 10,1 Millionen m3 Fichtenstammholz bis zum Jahr 2014. Zum Vergleich: Pro Jahr können in NRW nur rund 2 Millionen m3 Fichtenstammholz nachhaltig geerntet werden (Gutachten, S. 25). Der landeseigene Betrieb Wald-und-Holz schlägt ca. 200.000 m3 Fichtenstammholz pro Jahr ein (Gutachten, S. 14). Über 10% davon stammen aus dem Nationalpark Eifel (siehe Leistungsbericht Nationalpark Eifel, S. 18).

Tabelle_NRWTabelle: Stammholzeinschlag Fichte in Millionen m3 , die Prognosen der Bundeswaldinventur zum potenziellen Aufkommen berücksichtigen noch nicht die negativen Auswirkungen von Kyrill (Gutachten, S. 24)

Das Gutachten weist im Detail nach, dass die Verträge mit 6 Sägewerken gegen ein halbes Dutzend Gesetze verstoßen (Gutachten, S. 15). Prof. Schulte ist buchstäblich sprachlos: ihm “fehlt … das wissenschaftliche Vokabular zur Wertung dieses bisher einmaligen Vorgangs in der forst- und holzwirtschaftlichen Geschichte des Landes Nordrhein-Westfalen” (Gutachten, S. 16). Bislang hat es weder einen Untersuchtungsausschuss noch staatsanwaltliche Ermittlungen gegeben.

 

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