Desinformationsschilder

Walt-Disney-Windwurf

Der Nationalpark wirbt gerne mit dem Slogan der “Grenzenlosen Waldwildnis”. In Wirklichkeit setzt die Verwaltung der Wildnis sehr enge Grenzen. Der nicht geräumte Windwurf ist so klein, dass er aus der Luft leicht zu übersehen ist. Er befindet sich da, wo der schnurgerade Forstweg eine Ausbuchtung hat. Vom Forstweg zweigen im Abstand von 30 m nach links und rechts die Rückegassen für die Harvester ab:

Erlebnisweg

 

Nur auf 0,5 ha darf Natur Natur sein. Die winzige Wildnis ist eingekreist von einem abgeernteten Holzacker. Und den können Sie überall auf dem Erlebnisweg im Hintergrund sehen. Man kommt sich vor wie in einem botanischen Garten. Es fehlen nur noch die kleinen Hinweisschilder auf botanische Kostbarkeiten: Wolliges Reitgras (Calamagrostis villosa), Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa), Vogelbeere (Sorbus aucuparia). Das Ganze wirkt wie eine Parodie des berüchtigten Trittstein-Konzepts des Forstamts Ebrach im Steigerwald, bei dem über das ganze Revier verteilt 0,5 – 20 ha große Waldflächen aus der Nutzung genommen werden. Diese sollen dann der Theorie nach zu Hot-Spots der Biodiversität werden ((Gutachten von Norbert Panek zum Steigerwald, S. 17)) Auf dem 0,5 ha großen Trittstein des Erlebniswegs darf sich der Borkenkäfer austoben.

 

Die Fläche ist viel zu klein, als dass auf ihr natürliche Prozesse ungestört ablaufen könnten. Einen wirksamen Schutz vor Wind und Wetter können die umgeworfenen Bäume nur dann bieten, wenn sie eine große geschlossene Fläche einnehmen. Hier dagegen pfeift von überall her der Wind durch die Baumstämme. Ein Binnenklima kann sich nicht ausbilden. Auch Rehe haben von allen Seiten leichten Zugang zu den Knospen der jungen Laubbäume.

 

Das Problem ist ein grundsätzliches: Sechs große Windwürfe wurden seit 2007 nicht aufgearbeitet: Lackenberg, Sandl, March, Distelruck, Bärnloch und Gfällei ((Nationalparkverwaltung (Hg.), Waldentwicklung im Nationalpark Bayerischer Wald in den Jahren 2006 bis 2011 – Von Marco Heurich, Franz Baierl und Thorsten Zeppenfeld, Grafenau 2012, S. 15)). Kein einziger wurde für Besucher zugänglich gemacht. Kein einziges Hinweisschild weist den Weg zu ihnen. Bestenfalls können Sie auf eigene Faust auf nicht ausgeschilderten Forstwegen an ihnen vorbeigehen. So gelangt man beispielsweise über den Rindelsteig an den südlichen Rand des Windwurfs am Lackenberg. ((siehe Der nicht geräumte Windwurf am Lackenberg))

Nach oben
Zurück zur Einleitung
Nächste Seite: Märchen über die Handentrindung