Urwald all inclusive

Geringschätzung eines Entwicklungslandes

Marco d’Eramo macht klar, warum Touristen eine gewaltige Infrastruktur brauchen

D’Eramo trifft genau ins Schwarze:

“Als Touristen suchen wir nach etwas Immateriellem. Aber um in diesen Genuss zu kommen, brauchen wir eine gewaltige Infrastruktur: Fahrzeuge, Unterbringung, Organisation – ein gewaltiger Aufwand, um Leichtigkeit zu erleben.” ((ebd., Hervorhebungen von F.-J. A.))

Wenn ich meinen eigenen Bericht über das Hotel “Silberparadies” in Welyka Uholka lese, werde ich rot vor Scham. Selbst in mein Lob für die Blumen- und Gemüsegärten der Einheimischen mischt sich Geringschätzung. Zwischen den Zeilen steckt immer auch die Anklage, wie primitiv, wie unterentwickelt alles ist: die Schlaglochpiste, keine Cafés, keine Restaurants, kein Supermarkt, kein öffentlicher Nahverkehr, kein Mobilfunknetz.

Und dass ich das Hotel nicht bequem über Booking.com buchen konnte, nahm ich den Hotelbesitzern übel. Die Ukraine betrieb eben keinen “gewaltige[n] Aufwand”, damit ich “Leichtigkeit [..] erleben” konnte. Ein Teil von mir war gekränkt.

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