Die Schlaglochpiste
Dreizackreisen hatte für mich einen Flug nach Lemberg (Львів, Lviv oder Lwiw) gebucht. Lemberg hat seit der EM 2012 einen supermodernen und für die kleine Stadt grotesk überdimensionierten Flughafen. Von dort holte mich Pawlo, mein Guide für die ersten zwei Tage, ab und fuhr mich mit dem Auto nach Welyka Uholka. Pawlo hat u. a. Germanistik studiert und ist für Dreizackreisen Reiseführer in der Ukraine. Ich kann kein Ukrainisch sprechen und kaum die Worte lesen, weil sie ja kyrillisch geschrieben sind.
Für die 350 km brauchten wir sieben Stunden. Die Straßen wurden, je weiter wir uns von Lemberg entfernten, immer schlechter. Nahe Lemberg gab es sogar so etwas ähnliches wie eine Autobahn. Dann wurden die Straßen zweispurig. Manchmal für ein paar Kilometer mit einer Überholspur, um die Lastwagen zu überholen. Über Stryj (Стрий) und Mukatschewe (Мукачево) ging es bis nach Chust (Хуст). Ab da nahmen die Schlaglöcher zu. Und mit Schlaglöcher meine ich nicht kleine Löcher, die nur wenige cm tief sind. Ich meine richtige Löcher – tiefe Löcher!
Nach dem Abzweig nach Welyka Uholka wurde es ganz ganz schlimm und man konnte 15 km lang nur noch ganz ganz langsam fahren. Häufig ging es nur noch im Schritttempo vorsichtig im Slalom um die Schlaglöcher herum. Am Ende hört der Asphalt ganz auf und man fährt auf einer Piste aus Sand und grobem Kies – die natürlich auch überall Schlaglöcher hat.
Pawlo hatte kein Navi, er kennt die Strecke auswendig. Er wusste immer genau, wo er abbiegen musste. Hinweisschilder nach Welyka Uholka oder gar zum Biosphärenreservat gibt es nicht. Ob ein deutsches Navi hier funktionieren würde, weiß ich nicht – schließlich werden die Ortsnamen ja kyrillisch geschrieben.
Straßenarbeiten im Juli 2016Ich weiß also nicht, ob es eine gute Idee wäre, mit dem eigenen PKW anzureisen – nicht nur wegen der stundenlangen Wartezeiten an der Grenze und der Schlaglöcher. Vermutlich würde man irgendwann falsch abbiegen und in irgendeinem Dorf landen, wo man niemandem nach dem Weg fragen könnte.
Wrack einer Planierraupe auf dem Gelände als Spielplatz für KinderIch muss wohl nicht extra erwähnen, dass nach Welyka Uholka keine Busse fahren.
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