Urwald all inclusive

Sehnsucht nach dem echten Urwald

Marco d’Eramo erklärt die Sehnsucht der Touristen nach dem Einmaligen, Echten, Authentischen und Wahren

Ich bin einer der Touristen, über die es im Fernsehbeitrag heißt:

“[Sie] wollen die echte Begegnung. Das einmalige Erlebnis, das Authentische, das wahre Japan, das echte Afrika, die pure Türkei.” ((“Die Welt im Selfie” – Wie der Tourismus die Städte zerstört, Hervorhebungen von F.-J. A.))

Und ich wollte den echten Buchenurwald. Ich wollte Urwald und nicht Wald. Die Buchenwälder in Deutschland reichten mir nicht mehr. Der sogenannte “Urwaldsteig” rund um den Edersee in Hessen war für mich ein Witz. Das war keine “wilde Natur”. ((Zitate von der Homepage des Urwaldsteigs-Edersee)) Das war kein “Abenteuer Wildnis”. Das waren alles ehemalige Wirtschaftswälder. Das war alles unecht, unwahr, verfälscht, nicht einmalig. Und es war nicht einmal eine “Oase der Stille”, denn überall hörte man die Autos und Motorräder auf der Ederseerandstraße.

Selbst wenn die Wälder wie z. B. die Heiligen Hallen oder der Faule Ort seit über 100 Jahren nicht mehr bewirtschaftet waren, genügte mir das nicht. Außerdem waren diese Wälder lächerlich klein. Ich dagegen wollte in den größten Buchenurwald der Welt, ich wollte nach Uholka-Schyrokyj Luh in die Ukraine. D’Eramo trifft genau ins Schwarze: Ich wollte die “echte Begegnung” mit der Wildnis. Ich wollte das “einmalige Erlebnis” in der puren Natur.

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