Rettet Brennholz das Klima?

Woche der Holzpellets 2013 (10153208656)PowerPellets – Propaganda der Pellet-Lobby

Diskutiert man mit Förstern über die Notwendigkeit von Fällarbeiten, so taucht in letzter Zeit ein neues Argument auf: Die Nutzung der Wälder sei gut für den Klimaschutz. Wohlgemerkt: Es geht um die Nutzung. Das Ziel ist nicht ein alter Wald mit vielen dicken Bäumen, die in ihrem Stamm viel Kohlenstoff speichern. Das Ziel ist auch nicht ein alter Wald mit einem geschlossenen Kronendach, dessen Blätter durch Photosynthese viel Kohlendioxid aufnehmen. Und das Ziel ist erst recht nicht ein alter Wald mit viel Totholz, in dem viel Kohlenstoff gebunden ist. Im Gegenteil: Alte vorratsreiche Wälder wie sie der Göttinger oder der Lübecker Stadtwald zum Ziel haben oder wie sie in den Nationalparken heranwachsen, gelten geradezu als Klimakiller. Wälder aus der Nutzung zu nehmen, gilt zum Beispiel beim Deutschen Forstwirtschaftsrat als Klimafrevel.

Ich starte heute eine kleine Serie von Artikeln, die sich mit der Frage beschäftigt, die zugespitzt lautet: Kann Brennholz das Klima retten? In der Geheimsprache der Förster und der Holzindustrie lautet dieselbe Frage: Stimmt es, “dass […] vor allem der Produktspeicher und die Substitutionsleistung von Holz von entscheidender Bedeutung für den Klimaschutz […] sind.” ((Wald und Klimaschutz in NRW)) Ich werde die Frage mit einem eindeutigen “Nein!” beantworten.

Mit meiner Artikelserie werde ich weder den Bundesverband Bioenergie noch den Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband überzeugen. Auch das Thünen-Institut, die EnergieAgentur.NRW und der Verband Deutscher Biomasse-Heizkraftwerke werden unbeeindruckt bleiben. Meine Artikelserie ist geschrieben für Umweltschützer, die durch die lautstarke Propaganda der oben aufgezählten Lobby-Gruppen verunsichert sind und Orientierungshilfe suchen. Es gibt Gegenargumente und es gibt Gegenexperten. Einige davon möchte ich in den nächsten Artikeln vorstellen.

Anfangen möchte ich mit einer der weltweit bekanntesten Klima-Aktivistinnen: Naomi Klein. In ihrem neuem Buch “Die Entscheidung – Kapitalismus vs. Klima” nennt sie drei Alternativen zu fossilen Brennstoffen: Wind, Wasser und Sonne. Hackschnitzel und Pellets erwähnt sie auf 699 Seiten mit keinem einzigen Wort.

Naomi Klein Warsaw Nov. 19 2008 Fot Mariusz Kubik 05

Dabei bezieht sie sich auf die klassische Studie von Mark Z. Jacobson und Mark A. DeLucchi, die bereits 2009 einen detaillierten Fahrplan vorgelegt haben, wie “Wind, Wasser und Sonne […] schon in 20 Jahren den gesamten Energiebedarf der Erde decken und fossile Brennstoffe komplett überflüssig machen [könnten].” Der Artikel ist in der deutschen Ausgabe von Spektrum der Wissenschaften veröffentlicht worden: “Erde 3.0 – Plan für eine emissionsfreie Welt bis 2030“. Brennholz ist zwar angeblich klimaneutral, verursacht aber Emissionen ganz genauso wie ein fossiler Brennstoff. Es zählt nicht zu den Lösungen der beiden Autoren. Ihr Fahrplan kommt völlig ohne Bioenergie aus. Sie setzen ausschließlich auf Wind, Wasser und Sonne.