Massive Schälschäden im Wiegental

Telefonat mit Thomas Deilmann

Thomas Deilmann arbeitet für Landesbetrieb Thüringen Forst. Herr Deilmann ist Revierleiter in Oldisleben, welches zum Forstamt Sondershausen gehört. Er und sein Kollege Michael Schenke, Revierleiter in Wiehe, sind zuständig für die 1.537 ha ((siehe ((Ein Flächenpuzzle fügt sich, Hohe Schrecke Journal  Nr. 11, April 2014, S. 7)) Landeswald in der Hohe Schrecke.

Mit Deilmann führe ich am 17. August 2016 ein längeres Telefonat. Er ist sehr freundlich und hilfsbereit und gibt bereitwillig Auskunft auf meine Fragen. Auch er spricht von 200 Stück Rotwild in der Hohen Schrecke, betont aber, dass die Zahl nur eine grobe Schätzung ist. Die Population befinde sich noch im Aufbau. Eigentlich sei die Hohe Schrecke mit rund 70 km2 Wald zu klein für das Rotwild. Man bräuchte eigentlich 100 km2. So könne es dann durchaus dazu kommen, dass sich in Stoßzeiten 50 Stück Rotwild punktuell im Wiegental konzentrieren.

Im thüringischen Teil der Hohen Schrecke gibt es drei Hegegemeinschaften:

  1. Im Norden jagt die Hegegemeinschaft Hohe Schrecke. Zu ihr zählt der Landesforst mit rund 400 ha, Herr Dee mit 1.000 ha und die St. Hubertus-Jagdgenossenschaft mit  200 ha. ((siehe auch Hegegemeinschaften der Jägerschaft Kyffhäuser))
  2. Im Nordosten existiert die Hegegemeinschaft Mägdesprung. Dazu gehören Jagdgenossenschaften aus Donndorf und Wiehe und eine Pächtergemeinschaft. Auch der von seinem Kollegen Schenke betreute Landeswald gehört mit rund 1.500 ha dazu.
  3. Im Süden gibt es noch die Hegegemeinschaft Finne. Dazu gehören die 1.000 ha Privatwald, die Herrn Lindhorst gehören. Herr Lindhorst hat die Jagd in seinen Wald verpachtet an Herrn Hoffmann, den Bürgermeister von Kölleda. ((siehe Waldbesitzer im Gespräch – Jürgen Lindhorst, Hohe Schrecke Journal Nr. 12, Dezember 2014, S. 8 f.)) Wie ich später erfahren werde, gehören zur Hegegemeinschaft auch die 600 ha des Reviers Beichlingen, das der Hatzfeld-Wildenburg’schen Verwaltung gehört und dessen Betriebsleiter Herr Dr. Straubinger ist.

Ganz im Osten gibt es noch eine vierte Hegegemeinschaft, die ins Bundesland Sachsen-Anhalt gehört. Dazu gehören Reviere des Bundesforsts. Da die Hohe Schrecke kein staatlich anerkanntes Einstandsgebiet für Rothirsche ist, gibt es keine Restriktionen, wie viele Tiere geschossen werden dürfen. Es ist kein Abschussplan nötig: Das Rotwild kann  geschossen werden so lange, wie es kommt.

Herr Deilmann betont aber mehrfach, dass die Jagd in der Hohen Schrecke nicht einfach ist. Es werde versucht, aber es sei schwierig. Der Wille und das Bemühen seien da, aber bislang sei es nicht richtig gelungen. Denn das Wild sei nicht effektiv bejagdbar. Das Gebiet sei z. B. sehr schlecht erschlossen. Auch die Bringung, d. h. der Transport von Wildkörpern, sei kompliziert. Ab August 2016 werde ein neues Verfahren ausprobiert: Bei einer gemeinsamen Ansitzjagd mit 50 Jägern soll Wild ohne Hunde erlegt werden. Das Verfahren habe den Vorteil, dass das Wild von vielen Jägern gemeinsam aufgescheucht wird.

Wichtig sei es, die weiblichen Tiere, die Hirschkühe, zu schießen. Dies sind die Zuwachsträger. Männliche Tiere zu schießen wie bei der klassischen Trophäenjagd nützt gar nichts, denn ein einziges Männchen kann bis zu 50 Weibchen besamen. Beim Rotwild seien aber gerade die ausgebufften alten Hirschkühe das Problem. Sie leben in Rudeln. Wenn Alttiere durch eine Jagd Bestandsmitglieder verlieren, merken sie sich das. Sie lernen durch Erfahrungen und werden immer heimlicher und gewiefter.

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