Massive Schälschäden im Wiegental

Trampelpfade durch den Wald

Bei meinem zweiten Besuch war das Wetter gnädig und ich hatte mehr Zeit, um mich richtig umzuschauen. Irgendetwas stimmte hier nicht! Das Erste, was mir auffiel, waren die vielen Trampelpfade, die überall kreuz und quer durch den Wald verliefen.

Die konnten doch unmöglich von den Besuchern platt getrampelt worden sein! Wer außer ein paar wenigen Eingeweihten und Käferforschern ((siehe: Auf Käferjagd in der Hohen Schrecke, Hohe Schrecke Journal 14, November 2015, S. 12 f.)) kam denn hier schon hin? Das mussten Wildwechsel sein. Allerdings waren es hier keine schmalen Pfade, sondern regelrechte Autobahnen. An einigen Stellen waren richtige Plätze entstanden, die platt getreten worden waren und keine Streuauflage mehr hatten.

Das zweite, was mir komisch vorkam, waren die kleinen Lichtungen im Wald, die durch kleine Windwürfe entstanden waren. Statt junger Buchen wuchsen dort seit Jahren nur Gräser, Farne und Binsen.

Die wenigen Jungbuchen auf den Lichtungen werden von Rehen kurz und klein gebissen.

Typisch auch diese Lichtinsel im Wald: nur ein paar Farne und verbissene Bonsaibuchen stehen dort verloren herum. Die gesamte Waldvegetation ist aufgefressen.

Dass Rehe die jungen Buchen auf Lichtungen verbeissen, ist in Deutschland der Normalzustand. Überall gibt viel zu viele Rehe. Dass ich eines von ihnen gleich aufstöberte, spricht Bände. In 50 m Entfernung blieb es dann ganz entspannt stehen und beäugte mich in aller Ruhe, so dass ich es sogar fotografieren konnte. Vor mir braucht es keine Angst zu haben und vor Jägern offenbar auch nicht. ((Das Reh steht fast genau in der Bildmitte links neben der hellgrauen Buche im Hintergrund.))

Aber für gewöhnlich lassen Rehe wenigstens den Buchennachwuchs im Wald selbst in Ruhe. Im Schatten produzieren die kleinen Buchen weniger Zucker und das schmeckt den wählerischen Rehen dann nicht. Aber Rehe sind im Wiegental nicht das Hauptproblem. Es sind die Hirsche. Die ruinieren junge Buchen selbst dann noch, wenn sie schon mehrere Meter hoch und armdick sind und Rehe ihnen längst nicht mehr gefährlich werden können: Denn Hirsche schälen die Buchen, d. h. sie nagen die Rinde ab.

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