Lösershag

Der Lösershag ist kein Urwald

Das ansonsten sehr empfehlenswerte Informationsblatt zum “Urwaldlehrpfad Lösershag” übertreibt. Denn: Der Lösershag ist kein Urwald. Ein solcher wäre ein “von menschlicher Einflussnahme nicht berührter Wald”. ((siehe die Definition von Urwald und Primärwald  bei Wikipedia)) Aber erst 1955 wurde rund um den Lösershag die forstwirtschaftliche Nutzung eingestellt. Auf den steilen Hängen, deren Böden von Granitblöcken überlagert wurden, lohnte sie schlicht und ergreifend nicht: Mobile Seilkräne und Gebirgsharvester gab es damals noch nicht.

Auch beim Rechnen nimmt der Autor des Informationsblattes es nicht ganz so genau: Seit 1955 sind bestenfalls zwei Generationen vergangen. Mitnichten ist der Lösershag “ein seit Generationen sich selbst überlassener Wald”. Im Gipfelbereich hat außerdem eine Fliehburg der Kelten nachhaltige Spuren hinterlassen. Auf den Zufluchtsort “deutet ein aus Steinen gesetzter und mit Steinwällen gefasster Weg” ((Sperber, S. 79)) hin. Die Kelten sind gemeinhin nicht für naturnahe Forstwirtschaft bekannt.

Sperber redet korrekt vom “Urwald-Eindruck“, den man oben auf der Kuppe hat:

“200-jährige Bäume trotzen hier den rauen Winden, starkastig, unregelmäßig bekront, jeder eine Persönlichkeit.”

Leider ist dieser Bereich mit den 200 Jahre alten Bäumen, der bereits seit 1959 unter Naturschutz steht, noch kleiner als das ohnehin schon sehr kleine Naturwaldreservat: gerade einmal 7,5 ha. Ein Urwald, der nur 150 m breit ist, ist keiner. Hermann Löns hat Recht:

“Es ist ja ganz nett, wenn einige kleine Einzelheiten geschützt werden, Bedeutung für die Allgemeinheit hat diese Naturdenkmälerchensarbeit aber nicht. Pritzelkram ist der Naturschutz, so wie wir ihn haben. Der Naturverhunzung kann man eine geniale Großzügigkeit nicht absprechen. Die Naturverhunzung arbeitet ‚en gros’, der Naturschutz ‚en detail’.“ ((Hermann Löns, 1911, zit. n. Harald Plachter, Naturschutz, 1990))

200_Jahre_KarteDie Fläche mit Uraltbäumen ist gelb markiert. Quelle: BayernAtlas

Auf dem Überfliegungsbild vom 16. September 2011 setzen sich die bis zu 200 Jahre alten Bäume mit den großen Kronen deutlich von den 100 Jahre jüngeren Bäumen rund um die Kuppe ab.

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