Fällen von Altbuchen im Köllnischen Wald

Ruinöser Waldbau

Förster Adamiak wendet immer noch das veraltete Konzept des Schirmschlags an (siehe meine Kritik “Schirmschlag in Buchenwäldern“). Allerdings funktioniert im Köllnischen Wald ein wesentliches Element dieser waldbaulichen Methode nicht: die Naturverjüngung. Obwohl die Altbuchen in Mastjahren reichlich Bucheckern produzieren, überleben die Keimlinge nicht. Sie werden von Rehen gefressen, die viel zu zahlreich im Köllnischen Wald und der Kirchheller Heide sind. Also müssen Setzlinge aus Baumschulen künstlich gepflanzt werden – hübsch ordentlich in Reih und Glied.

 

Auch die Setzlinge werden vom Rehwild angeknabbert. Bei vielen wurde der Leittrieb abgebissen:

 

Die Pflanzung ist sehr teuer: Nicht nur die Setzlinge müssen bezahlt werden, sondern auch die Waldarbeiter, die sie pflanzen. Ein Hektar mit 20.000 Buchensetzlingen zu bepflanzen kostet inklusive der Pflege in den ersten Jahren (Unkrautvernichten, Grasmähen usw.) 20.000 € (Johannes Kaiser, Der deutsche Wald. Ein Zustandsbericht, Deutschlandradio Kultur, Manuskript der Sendung vom 11. Juli 2013, S. 13). “Eine grüne Kolonne von Rollstuhlfahrern” nennt Peter Wohlleben gepflanzte Buchensetzlinge, weil man den Jungpflanzen in der Baumschule die Wurzeln abschneidet (siehe “Unnatürlicher Buchenvoranbau“). Das Ergebnis ist ein künstlicher Försterwald. Er kann gleich nebenan besichtigt werden: Junge, maximal 30 cm dünne Bäumchen bilden einen einschichtigen, struktur- und totholzarmen Altersklassenwald.

 

Eine derartige Forstwirtschaft ist nicht nur eine ästhetische Zumutung und ein ökologisches Desaster; sie ist auch ein ökonomisches Fiasko. Die Erfahrungen des hochprofitablen Lübecker Stadtwalds zeigen: Es müssen soviel wie möglich kostenintensive Arbeiten im Wald eingespart und natürliche Prozesse ausgenutzt werden: Naturverjüngung statt Pflanzung.

Verdeutlichen kann man das Problem an einem Rechenbeispiel: Am “Forststützpunkt” Heidhof beschäftigt der RVR zwei Förster, eine Sekretärin und – sagen wir – 2 Waldarbeiter. Rechnet man mit Lohnkosten von 60.000 € pro Förster (Gehalt plus Sozialleistungen) und 30.000 € für Sekretärin und Waldarbeiter, belaufen sich allein die Personalkosten auf 210.000 €. Nur um die Personalkosten wieder einzuspielen, müssten dann 420 alte Buchen gefällt werden. Pro Jahr. (Eine Altbuche liefert ca. 5 Fm. Für 1 Fm Buchenholz zahlt das Sägewerk durchschnittlich 100 € – vorausgesetzt, der Heidhof kann Güteklasse B liefern.). Materialkosten und Kosten für Wiederaufforstung sind da noch nicht mitberechnet. In der freien Wirtschaft wäre ein solcher Betrieb, der stets am Rande des finanziellen Bankrotts entlangschrammt, längst geschlossen worden. (Vergleiche zum Thema der Misswirtschaft in staatlichen und kommunalen Forstämtern die Studie zum Bürgerwaldkonzept, die Wilhelm Bode im Auftrag des NABU 2010 veröffentlicht hat. Zu meiner Rechnung siehe insbesondere die Seiten 278 ff., auf denen Bode den Geschäftsbericht von Wald-und-Holz-NRW für das Jahr 2008 seziert.)

 

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