Aus dem Artikel “Gomera nach dem Feuer” in der Süddeutschen Zeitung vom 4. August 2014:
Im Gebiet El Infante … war das Feuer besonders intensiv und wütete in einem Bestand, in dem alte Exemplare der Baumheide vorherrschten, die meisten mindestens 100 Jahre alt. “Ich hatte erwartet, dass auch diese Bäume wieder austreiben, aber bei vielen war dies … leider nicht der Fall”, sagt Ángel Fernández.
Deshalb ist der Parkdirektor in diesen Gebieten dazu übergegangen, der Erholung des Waldes auf die Sprünge zu helfen. 15 000 Bäume haben seine Nationalparkmitarbeiter im vergangenen Herbst gepflanzt. Im nächsten Herbst sollen noch einmal 25 000 Exemplare dazukommen. Eigentlich ist er ein Verfechter der Idee, die Natur sich selbst zu überlassen. “Irgendwann würde sich der Wald auch von alleine erholen, doch auf diese Weise ersparen wir der Natur viel Zeit, und das heißt bei einem Wald: Jahrzehnte. Gleichzeitig tragen wir durch die Anpflanzung von dichter belaubten Bäumen und der damit verbundenen Ausdünnung der leichter brennbaren Baumheide dazu bei, dass der künftige Wald weniger feueranfällig ist”, sagt Ángel Fernández.
Nationalparkleiter Fernández ist wie seine deutschen Kollegen Walter, Pusch und Leibl ein großer Anhänger der Prozessschutzidee (“Natur Natur sein lassen!”) – in Sonntagsreden und in Werbebroschüren. Sobald jedoch ein exogener Schock – ein Waldbrand, Kyrill oder der Borkenkäfer – die Idylle ihrer heilen Nationalparkwelt stört, verfallen sie in die Verhaltensweisen von Landschaftsgärtnern: In Gomera werden zehntausende Bäume gepflanzt.
Nationalpark nach dem Feuer, Fotograf: Diego Delso
Die Argumente sind immer die gleichen: Wie Pusch im Harz, so hilft Fernández auf Gomera dem Wald “auf die Sprünge“. Und die Argumente sind immer falsch: Nicht “der Natur” soll Zeit “erspart” werden, sondern der Nationalparkverwaltung. Sie ist es, die es nicht erträgt, dass die Erholung des Waldes Jahrzehnte dauern würde. Schon der Begriff “Erholung” ist sachfremd: “der Wald” braucht sich nicht “erholen”. Waldbrände sind auf den Kanaren ein völlig natürlicher Vorgang. Ein “weniger feueranfälliger” Wald ist ein künstlicher Forst.