Noch vor vier Wochen habe ich der Bundesbürgerinitiative Waldschutz (BBIWS) vorgeschlagen, sich mit möglichst vielen Mitgliedern an den Protestaktionen im Hambacher Forst zu beteiligen. Die Zeiten sind vorbei. Heute nehme ich ganz bewusst nicht an der Großdemonstration teil. Ich habe mich in den vergangenen vier Wochen von einem Befürworter des Protests zu einem Gegner gewandelt. Denn am Hambacher Forst passieren sehr merkwürdige Dinge:
- Hohe Funktionäre der SPD und der GRÜNEN, die noch im Jahr 2016 als Mitglieder der rot-grünen Koalition der Abholzung des Hambacher Forsts zugestimmt haben ((6. Juli 2016 – Kabinett beschließt neuen Landesentwicklungsplan und Garzweiler-Leitentscheidung)), solidarisieren sich nur zwei Jahre später mit dem bunten Treiben von Baumbesetzern.
- Das neoliberale Kampfblatt SPIEGEL ((siehe die beinahe tägliche Kritik am SPIEGEL auf den NachDenkSeiten)) sympathisiert offen mit einer Baumhausbesetzerin und ihren antikapitalistischen und anarchistischen Ansichten. ((siehe Sie denken, sie haben gewonnen, DER SPIEGEL 39 / 22.9.2018))
- Das Verständnis der Mainstream-Medien für die Baumbesetzer ist geradezu auffällig; nicht einmal das Bewerfen von Polizisten mit Kot und Urin ändert daran etwas. ((siehe Mit Fäkalien beworfen: Polizisten brechen Einsatz ab, NRZ vom 21.9.2018)) Nur TAGESSPIEGEL und CICERO äußern Kritik: Die Aufgabe der Medien ist Information, nicht Erziehung und Hambacher Forst und Chemnitz – Linke Gute und rechte Böse.
- Der BUND hatte in den Jahren 2015 bis 2017 für den Erhalt eines Waldschutzgebietes in Ebrach im Steigerwald geklagt und zwei krachende Niederlagen erlitten – sowohl vor dem Verwaltungsgerichtshof als auch vor dem Bundesverwaltungsgericht. ((siehe Geschichte des Waldschutzgebietes bei Ebrach)) Jetzt gewinnt er eine Klage gegen einen DAX-Konzern. ((siehe Rodung im Hambacher Forst gestoppt))
- Der DAX-Konzern RWE mit einem Jahresumsatz von 44,59 Mrd. €, einem Jahresgewinn von 1,9 Mrd. € und 59.333 Mitarbeitern ((Zahlen von 2017)) betreibt eine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die amateurhaft und dilettantisch zu nennen noch eine Untertreibung ist. Über die Rekultivierung des Tagebaus und Umsiedlungsprogramme z. B. für die Bechsteinfledermaus erfahre ich erst zufällig durch eine Internetrecherche.
Die Demonstranten fordern den Ausstieg aus der Kohle und loben die Erfolge der Energiewende. Aber die Energiewende ist komplett gescheitert. Lesen Sie hier meinen ersten ausführlichen Artikel: Kritik an den Protesten im Hambacher Forst – die Postwachstumsökonomie von Niko Paech.