Radio Bambergs Werbefilm über den Forstbetrieb Ebrach

Mängel bei Biotopbäumen

Mergner steht vor einer alten Baumruine und fuchtelt wild mit den Armen hin und her:

“Die wollen wir im gesamten bewirtschafteten Wald haben in einer Anzahl von mindestens 10 pro Hektar. Das heißt, hier in diesem Gebiet sind viele tausende solcher Bäume, die für die Artenvielfalt ganz wichtig sind. Sie durchgittern den bewirtschafteten Wald und sind ausschließlich für die Artenvielfalt da.”

Er will sie haben: hat er aber nicht. Günter Oltsch kommt bei seinem GPS-Projekt auf 1,2 Biotopbäume pro ha. ((Leserbrief an den Fränkischen Tag vom 18. September 2015)) Eine Zahl, die Mergner in seiner Stellungnahme zum GLB bestätigt hat:

“Der Anteil tatsächlicher Biotopbäume ist dem zu Folge deutlich niedriger. Beispielsweise sind von den 124 markierten Bäumen in der Abteilung Lausbühl lediglich 24 Höhlen- oder Horstbäume; das sind pro Hektar gerade einmal 1,2 Bäume.” ((Fachliche Stellungnahme zur §29-Ausweisung nördlich von Ebrach., S. 8))

Mergner_Biotopbaeume

Um diese Zahlen einordnen zu können, benötigt man Vergleichszahlen: Von stehenden Totholzobjekten, wie Mergner sie präsentiert, gibt es in mehr als 50 Jahren unbewirtschafteten Totalreservaten wie z. B. den Heiligen Hallen 22 pro ha. Am Faulen Ort sind es sogar 44. ((siehe Susanne Winter, Ermittlung von Struktur-Indikatoren zur Abschätzung des Einflusses forstlicher Bewirtschaftung auf die Biozönosen von Tiefland-Buchenwäldern, 2005, S. 93, Tab. 3.13)) Zusätzlich stehen dort 50 Bäume pro ha, deren BHD dicker als 60 cm ist. Und davon weisen 25, also die Hälfte, Sonderstrukturen wie Kronenabbrüche, Blitzrinnen, Höhlen, Risse und Spalten auf, die bspw. für Vögel oder Käfer wertvolle Lebensräume bilden. ((Winter, S. 122,Tab. 3.23)) Das bedeutet, dass in unbewirtschafteten Wäldern mehr als doppelt so viele Biotopbäume stehen wie in den Wirtschaftswäldern Ebrachs, selbst wenn diese das angestrebte Ziel von 10 pro ha erreichen würden.

Der Grund, warum nur 10 Biotopbäume angestrebt werden, ist ein praktischer: Ein Wald, wo überall Biotopbäume herumstehen, kann nicht bewirtschaftet werden. Zum einen stehen sie nur im Weg bei den Fäll- und Rückearbeiten, zum anderen stellen sie Sicherheitsrisiken für die Waldarbeiter dar, weil entweder ein dicker Ast oder gleich der ganze Stamm abbrechen kann. ((siehe Peter Wohlleben zu Biotopbäumen))

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