Strategie 4: Ablenken
“Nur in einigen begründeten Ausnahmen … ging die Festlegung des Randbereichs über 1000 Meter hinaus.” ((S. 3))
Darum geht es nicht. Die Kritik richtet sich gegen die Festlegung des Randbereichs über 500 Meter hinaus.
“Ministerpräsident Stoiber bezeichnete den Schutz des Privatwaldes als ‘absolut unverzichtbar’.” ((S. 3))
Der Schutz steht nicht zur Debatte. Aber für den Schutz würde eine 500 m breite Zone völlig ausreichen.
“Wo immer es möglich war, wurde versucht, eingeschlagene Bäume von Hand zu entrinden und das Holz im Wald zu belassen.” ((S. 4))
Die Kritik richtet sich dagegen, dass Bäume überhaupt eingeschlagen werden.
Strategie 5: Verschweigen
Der Leser erfährt nichts über die Verdopplung der Borkenkäferschutzzone durch Minister Bocklet am 11. August 1997 und nichts über die Dienstanweisung vom 14. August 1997. Er erfährt nicht, wie wenig Holz handentrindet oder mit dem Hubschrauber ausgeflogen wird. ((siehe Harte Technik – sanfte Sprüche)) Er erfährt nicht, wie viel Geld mit dem Verkauf des Holzes erlöst worden ist. Und er erfährt nicht, dass auch 1998 im Klosterfilz wieder schwerste Bodenschäden verursacht worden sind. ((siehe Drei historische Fotos der Borkenkäferbekämpfung 1998))
Strategie 6: Bagatellisieren
“Aufgrund dieser Zwangseinschläge nehmen die so ausgeräumten Käferflächen hier mit Stand vom 20. Juli 1998 einen Gesamtumfang von 116 Hektar ein. Das waren rund 3,2 % des genannten Randbereichs bzw. 0,87 % der Gesamtfläche des Altnationalparks.” ((S. 3 f.))
116 Hektar sind nicht schlimm: Es sind ja nur 0,87 % der Nationalparkfläche.
Strategie 7: Akzeptanz der Bevölkerung
“Der Schutz der angrenzenden Privatwälder und damit auch zum guten Teil die Akzeptanz des Parks durch die einheimische Bevölkerung … ist … eine Grundvoraussetzung dafür, wie sich der Nationalpark künftig weiterentwickelt. Man muss ja sehen, daß wir eine hohe Akzeptanz dieses Nationalparks in der Bayerwald-Bevölkerung auch in Zukunft haben wollen.” ((S. 3))
“Es (= das Unterlassen der Borkenkäferbekämpfung 1998) hätte vielmehr auch vollends zur Ablehnung des Nationalparks in der örtlichen Bevölkerung geführt und damit die Existenz des Parks an sich gefährdet.” ((S. 4))
Die “Akzeptanz der Bevölkerung” ist das Goldene Kalb, um das die Nationalparkverwaltung seit dem Amtsantritt Sinners am 1. April 1998 tanzt. Nützen wird es ihr nichts. Die Ergebnisse der Studie “Die Akzeptanz des Nationalparks bei der lokalen Bevölkerung” aus dem Jahr 2011 sind niederschmetternd für Karl Friedrich Sinner und seine dreizehnjährige Arbeit “mit sehr viel Einfühlungsvermögen” ((S. 4)):
- 56 % der Aussagewilligen stimmen der Aussage “voll zu”, dass die Nationalparkverwaltung den Schutz der umliegenden Privatwälder vor dem Borkenkäfer vernachlässigt.
- 21% stimmen dieser Aussagen “eher zu”.
- 16 % verweigern von vornherein die Aussage. ((Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald (Hg.), Die Akzeptanz des Nationalparks bei der lokalen Bevölkerung, Grafenau 2011, S. 26))
- 40 % der Befragten wissen überhaupt nicht, was die Nationalparkverwaltung gegen den Borkenkäfer unternimmt.
- 20 % glauben, dass sie ihn gar nicht bekämpft. ((a. a. O., S. 30))
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