Daniele Ganser und Rainer Mausfeld haben zwei Gemeinsamkeiten: Sie füllen große Hörsäle und ihre Videos sind auf YouTube außerordentlich beliebt. Sie erreichen regelmäßig und in kürzester Zeit 100.000 und mehr Klicks. Gansers Vortrag „Die Terroranschläge vom 11. September 2011“ erzielte 1,1 Mio. Aufrufe, „Regime-Change in der Ukraine?“ wurde fast 700.000 mal aufgerufen.
Ganser bei einem Vortrag in Hannover am 21.9.2017
Es gibt einen kleinen Unterschied zwischen Ganser und Mausfeld: Bei Mausfeld kostet der Eintritt 2 €, bei Ganser 20 €. Und obwohl Ganser einen so hohen Eintrittspreis verlangt, sind die Säle rappelvoll und immer ausverkauft. Denn Ganser ist so etwas wie der „Popstar der Friedensbewegung“ ((RT Deutsch)).
Aber nicht die Popularität und Beliebtheit von Daniele Ganser sind mein Thema. Ich zähle auch nicht zu den Leuten, die Ganser als „Verschwörungstheoriker“ verleumden. ((siehe Vorsicht, Verschwörungstheorie!)) Im Mittelpunkt dieses Artikels steht vielmehr ein Interview, das Ganser RT Deutsch gegeben hat. Darin stellt Jasmin Kosubek Ganser die Frage: „Wo bleibt die große, sichtbare Friedensbewegung auf der Straße?“ Und die Antwort von Ganser, die ist eine Bankrotterklärung.
Die erste Frage von Kosubek lautet:
„Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die Friedensbewegung heute, wenn wir sie auch mal vergleichen mit den 80ern, wo wirklich 100.000 Menschen auf der Straße waren? Sicherlich war die Zeit eine andere, aber nichtsdestotrotz … so etwas sieht man heute nicht mehr!“
Gansers gibt eine sehr sonderbare Antwort:
„Also ich denke, diese öffentlichen Demonstrationen, die haben wir das letzte Mal 2003 gesehen, als hier in Berlin – ich glaube – 500.000 Menschen demonstriert haben gegen den [..] damals geplanten Angriff auf den Irak. Das war der Krieg von George Bush und Tony Blair. Diese Demonstration gab es auch in Rom, die gab es auch in London, die gab es auch in Bern, die gab es in Paris, die gab es in Washington, die gab es in New York, die gab es in LA.“
Diese lange Aufzählung ist verdächtig. Ganser versteckt hinter der Aneinanderreihung von Demonstrationen gleich drei Dinge:
- Gegen den NATO-Doppelbeschluss gingen in den 80er Jahren viel mehr Menschen auf die Straße, und sie taten es nicht nur einmal, sondern viel häufiger. ((siehe Gegen den Nato-Doppelbeschluss))
- 2003 kam es anders als in den 80er Jahren nicht zu Sitzblockaden vor Militärstützpunkten.
- Die Demonstrationen 2003 waren völlig erfolglos. Der Krieg fand statt.
Kosubek ist sehr gnädig mit Ganser und spielt nur darauf an, dass der Protest 15 Jahre her ist. Darauf antwortet Ganser noch sonderbarer:
„Das ist 15 Jahre her, ja! D. h., damals hat man so etwas gesehen wie eine öffentlich…