2019: Odyssee im Umweltministerium

Ich gehöre zu den 4 Personen in Deutschland, die die Fachinformationen über Natura 2000-Gebiete in Nordrhein-Westfalen lesen. (Schätzungen des Umweltbundesamtes gehen dagegen von 7 Personen aus.1siehe Dirk Maxeiner, Der Sonntagsfahrer: Brecht an der Ladestation, Achgut.com vom 8.12.2019) Als ich an meinem letzten Artikel schreibe und die Gebietsinformationen über den Biotoptyp BT-3719-0020-2012 lese, entdecke ich mehrere Fehler: So kommt dort beispielsweise nicht die Stieleiche vor, sondern die Traubeneiche.

Quelle: Karten – Natura 2000-Gebiete in Nordrhein-Westfalen

Andere Leute würden jetzt vielleicht denken: “Ist doch egal!” oder “Sonst hast Du keine Probleme?” Aber ich fasse einen folgenschweren Entschluss: Ich will mit der Person sprechen, die für die falschen Informationen verantwortlich ist.

Ich klicke auf “Kontakt”:

“Falls Sie Anregungen haben sollten oder neuere Beobachtungen gemacht haben, wenden Sie sich bitte an den zuständigen Dezernenten bei dem Landesamt für Natur, Umwelt und Naturschutz NRW.”

Weder habe ich “Anregungen”, noch sind meine Beobachtungen “neu”. Die Traubeneichen wachsen dort schon seit über 100 Jahren. Und “den zuständigen Dezernenten” kenne ich nicht. Ich möchte auch keine E-Mail schreiben. Das kann Wochen dauern, bis ich Antwort bekomme. Wenn ich überhaupt eine Antwort bekomme. Ich klicke auf “Impressum”. Verantwortlich ist das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.

Ich rufe an. Es meldet sich eine Frau, die mich weiter verbinden will. “Einen kleinen Moment bitte!” Dann macht es “Tut-tut-tut” und die Leitung ist getrennt. Ich rufe ein zweites Mal an. Es meldet sich eine andere Frau. Diesmal wird die Leitung sofort getrennt. Ich rufe ein drittes Mal an. Ein Mann meldet sich. Er nuschelt zwei unverständliche Namen. Die müssten dafür zuständig sein. Er will mich verbinden. Es dauert. Dann wird die Leitung zum dritten Mal getrennt. Ich rufe ein viertes Mal an. Ein anderer Mann meldet sich:

“Ich möchte mit jemandem verbunden werden, der für FFH-Gebiete zuständig ist.”
“Was möchten Sie?”
“Mit jemandem sprechen, der für FFH-Gebiete zuständig ist.”
“Was für Gebiete?”
“FFH-Gebiete.”
“Was?”
“FFH-Gebiete. Diese Schutzgebiete. Natura-2000!”
“Wie bitte?”

Jetzt reicht es! Ich verliere die Beherrschung und werde laut:

“Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Sie arbeiten beim Umweltministerium und kennen FFH-Gebiete nicht?”

Er legt auf. Ich atme tief durch und rufe ein 5. Mal an:

“Ja, dafür ist Dr. Kiel zuständig. Dr. Kiel oder Dr. Luwe.”2Kiel leitet das Referat III – 4 Biodiversitätsstrategie, Artenschutz, Habitatschutz, Vertragsnaturschutz im Ministerium. Luwe ist sein Stellvertreter.

Der Mann nennt mir beide Telefonnummern. Ich rufe Dr. Kiel an. Fortsetzung folgt.