Hotel “Silberparadies” in Welyka Uholka

Die Besitzer Iwan und Anna

Das Hotel gehört Iwan und seiner Frau Anna. Iwan ist pensionierter Waldarbeiter, sein Sohn Förster ist in der nahe gelegenen Stadt Chust (Хуст). Iwan hat auf einer Wiese sechs Holzhäuser gebaut: drei große und drei kleine. Ich war in einem der kleinen Häuser untergebracht. Es war sauber und gepflegt und bot bescheidenen Komfort: einen Vorraum mit Dusche, Waschbecken, WC und Kühlschrank und ein Schlafzimmer mit zwei Betten, einem Tisch und zwei Hockern. Das Handy funktioniert auf dem Gelände nicht. Dafür aber der Fernseher, mit dem per Satellit das ZDF empfangen werden kann. Es ist ein bisschen surreal, sich nach einer Urwaldwanderung die Küchenschlacht anzuschauen.

Kapelle neben den Holzhäusern; die Ukrainer sind mehrheitlich griechisch-katholisch und sehr religiös

Die Holzhäuser sind rund um einen Kinderspielplatz und eine große Grillhütte gebaut. So wie wir Deutschen grillen auch die Ukrainer leidenschaftlich gern. Und dass Iwan diese Häuser gebaut hat, hat direkt mit dem Grillen zu tun: Freunde und Bekannte, die ihn besuchten, um mit ihm zu grillen und Wodka zu trinken, baten ihn immer wieder, dort übernachten zu dürfen. Nicht nur wegen des Wodkas, sondern auch, weil Welyka Uholka auch für Ukrainer wirklich am Ende der Welt liegt und der Weg dorthin sehr weit und beschwerlich ist.

rechts die Grillhütte und der Kinderspielplatz; links neben den kleinen Holzhäusern steht jeweils eine Laube mit Bank und Tisch

Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass man bei Iwan übernachten kann – auch bis zur Leitung des Biosphärenreservats in Rachiw (Рахів): Noch vor wenigen Wochen brachten sie dort acht holländische Pilzwissenschaftler unter. Auch Manfred Großmann, Leiter des NLP Hainich und sehr häufig in Uholka ((siehe z. B. Hainich-Nationalparkführer in den Karpaten, Pressemitteilung vom 29. Mai 2012 oder Eine Reise in die Zukunft, Hohe Schrecke-Journal vom November 2015, S. 14 f.)), nutzte bei seinem letzten Aufenthalt Iwans Holzhütten. ((Telefonat am 28. Juli 2016)) Und auch der Reiseveranstalter Dreizackreisen, bei ich die Reise gebucht hatte, quartierte mich dort ein. Iwan ist sozusagen ein Pionier des Uholka-Tourismus: Nach der Fertigstellung einer Sauna und eines heißen Bads baut er momentan an zwei weiteren großen Holzhäusern. ((Mein Guide Pawlo erklärte mir, dass man in der Ukraine Häuser immer in vielen kleinen Teilschritten baut. Bei einer Inflation von 25 % bekommt man von Banken keine Hypothekenkredite und so baut man immer dann weiter, wenn man wieder etwas Geld gespart hat. So erklären sich die vielen Rohbauten, die man auf der Fahrt durch die Ukraine sieht.))

Sauna und heißes Bad mit Flusswasser

Iwans Frau Anna ist eine hervorragende Köchin: Zum Frühstück und Abendessen gab es in der Gaststube immer andere leckere Gerichte aus der ukrainischen Küche: Borschtsch, Wareniki, Pelmeni, Diruny, Mlinzi, Takan, Holubtsi und Forellen aus der eigenen Zucht. Dazu frische Tomaten oder Gurken und nach Tisch immer der traditionelle Pfefferminztee und Kekse. ((zu den Gerichten siehe ku:ku’ruz, Tipps und Hinweise für Reisende in die Ukraine))

Eingang zu Annas Gaststube

Bislang hat Iwans Beispiel keine Nachahmer gefunden – und dafür gibt es einen ganzen Haufen Gründe. Einer der vielen Gründe ist das Sprachproblem, ein anderer die völlig ungenügende Verkehrsinfrastruktur.

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