Ernst Moritz Arndt, 1815 (1)
Schluss
Forstliche Schlamperei, wie sie bis Ende der 90er Jahre in Bottrop herrschte, kann segensreich sein für seltene Waldarten: Die Ebracher Laubwälder im Steigerwald z. B. erfuhren „bis Mitte des 20. Jahrhunderts kaum eine fachgemäße Waldpflege“ (2). Nur deshalb blieben dort die uralten Buchen und Eichen stehen, die heute im geschützten Landschaftsbestandteil „Hoher Buchener Forst“ mit seinen berühmten Naturwaldreservaten Brunnstube und Waldhaus bewundert werden können. In den benachbarten Forstämtern Gerolzhofen und Eltmann wurden die Wälder dagegen „vorbildlich gepflegt“ mit der Folge, dass die „saubere Wirtschaft“ kein Baum mit Zunderschwämmen überlebte (3).
Und wäre nicht ein Meister seines Fach wie Förster Georg Sperber in den 70er Jahren Forstamtsleiter in Ebrach geworden, wären die uralten Buchen und Traubeneichen, die als „Ebracher Buchenaltholzüberhang“ diffamiert wurden, „planmäßig abgetrieben“ und mit Fichten und Kiefern aufgeforstet worden (4). Sperber jedoch lichtete den Schirm der Altbäume vorsichtig auf und verjüngte die Buchenwälder so erfolgreich, dass es die Wanderer „entzückte“. Ohne dass es ihm irgendjemand in einem Naturschutzkonzept vorgeschrieben hätte, ließ er viele der uralten Bäume als Biotopbäume stehen.
Bottrop hat nach Plan mindestens ein Drittel der „edlen Bäume ausgehauen“. Es hätte zahlreiche Alternativen dazu gegeben (6):
- Unternehmen übernehmen Patenschaften für den Buchenwald (siehe z. B. das Projekt „Wilde Buche“ von Förster Peter Wohlleben).
- Die Stadt richtet im Buchenwald einen Ruheforst ein (siehe die Webseite des Ruheforsts in Hümmel).
- Die Stadt bietet den Buchenwald dem NABU-Waldschutzfonds zum Kauf an.
- Die Stadt verkauft den Buchenwald an Bürger, die sich vertraglich verpflichten, einen kleinen Urwald einzurichten.
- Die Stadt verpachtet den Buchenwald an Bürger, die sich an einem kleinen Urwald erfreuen möchten.
- Die Stadt selbst macht den Buchenwald zu einem „Urwald vor den Toren der Stadt“, wie es Saarbrücken sehr erfolgreich gemacht hat.
Man muss keine Bäume fällen, um mit einem Wald Geld zu verdienen. Als Peter Wohlleben den Gemeindewald der Stadt Hümmel übernahm, machte dieser jährlich 70.000 € Verlust. Mittlerweile erwirtschaftet Wohlleben jährlich Gewinne von 300.000 Euro (siehe Wirtschaftlichkeit des Forstbetriebs Hümmel).
Fußnoten
1: Ernst Moritz Arndt, Pflege und Erhaltung der Forsten und der Bauern im Sinne einer höheren, das heißt menschlicheren Gesetzgebung, 1815; zit. n. Georg Meister, Christian Schütze, Georg Sperber: Die Lage des Waldes, Hamburg 1984, S. 63
2: Georg Sperber und Stephan Thierfelder: Urwälder Deutschlands, München 2. Auflage 2008, S. 52
4: Georg Sperber und Thomas Stephan: Frankens Naturerbe – Buchenwälder im Steigerwald, Bamberg 2008, S. 35
5: Dietrich Mülder, Helft unsere Buchenwälder retten!, Siegen 1982, S. 43
5: siehe zu diesem Thema auch die NABU-Broschüre „Lust auf Urwald? – So profitieren Unternehmen, Kommunal- und Privatwaldbesitzer von Urwaldprojekten„, Stuttgart 2014
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