Forstdirektor Wipf erteilt Nachhilfe

Viertes und letztes Schreiben an Herrn Wipf

Nachdem ich nun alle Bestandsblätter zusammen habe, schreibe ich Herrn Wipf am 8. Mai 2015 zum vierten und letzten Mal. Es ist der wichtigste Brief, dann in ihm bündele ich alle meine Vorwürfe. Der wichtigste lautet, dass der im Forstbetriebsplan erlaubte Holzeinschlag um 75 % überschritten wurde:

 

Sehr geehrter Herr Wipf!

Vielen Dank für Ihr Schreiben vom 30. April 2015. Ich habe mir mithilfe der Bestandesblätter, die Sie so freundlich waren, mir zur Verfügung zu stellen, ein vorläufiges Urteil gebildet, auf dessen Grundlage ich Ihnen die folgenden fünf Fragen stellen möchte:

1. Bestandesblatt 732 A

Laut Ihrem letzten Schreiben vom 30. April ist das Bestandesblatt für die Abteilung 732 A mit Datum vom 1. Januar 2000 die „aktuelle Fassung“. Wieso arbeitet Revierleiter Volker Adamiak vom Forststützpunkt Heidhof mit einem ungültigen Betriebsplan, der seit fünf Jahren abgelaufen ist?

2. Durchforstungshäufigkeit

Der Forsteinrichter hat für die Abteilungen 727 B und 732 A ausdrücklich eine zweimalige Durchforstung vorgesehen. Warum hält sich Adamiak nicht an diese Vorgaben?

3. Senken des Bestockungsgrads der Roteiche

In Ihrem Schreiben vom 24. Februar 2015 behaupten Sie, Ziel der Durchforstung sei das Absenken des Bestockungsgrads der Roteiche. Diese Aussage steht in Widerspruch zur Planung der Forsteinrichtung für die Abteilungen 727 B und 732 A. Der Anteil der Roteiche am Holzvorrat bleibt vor und nach der Durchforstung praktisch gleich: in Abteilung 727 B bei 30 %, in Abteilung 732 A bei 5 % (siehe Anlage 1 und die Anlage 2). Wie erklären Sie sich diesen Widerspruch zwischen Ihrer Aussage und der Forsteinrichtung?

4. Holzmengen

Nach meinen Berechnungen gibt es eine erhebliche Abweichung zwischen der Holzmenge, die laut Betriebsplan geerntet werden durfte, und der tatsächlich eingeschlagenen Menge.

In Ihrem Brief vom 26. März fragen Sie mich nach dem von mir angewendeten Standardverfahren und den Umrechnungsfaktoren. Nun – mein Standardverfahren bestand aus Zollstock und Excel-Tabelle: Ich habe die Größe der 18 Holzpolter, die am Forstweg an der Südseite der Abteilung 732 A und der Nordseite der Abteilung 727 B gelagert waren, mit dem Zollstock vermessen. Dann habe ich das jeweilige Volumen der Holzpolter in Raummetern bestimmt. Diese Werte habe ich jeweils mit 0,67 multipliziert, um das Holzvolumen in Erntefestmetern zu bestimmen. Ich gehe also davon aus, dass ein Drittel des Volumens der Holzpolter aus Rinde und Luft besteht. Dies scheint mir ein realistischer Umrechnungsfaktor: Laut Wikipedia und dem Verband für Holzwirtschaft entspricht 1 Raummeter ca. 0,7 fm. Schaut man sich die Fotos der gut aufgesetzten Holzpolter an, so gewinnt man den Eindruck, dass der Umrechnungsfaktor eher zu niedrig, denn zu hoch angesetzt ist (siehe die Fotos jedes einzelnen Holzpolters auf meiner Webseite).

Addiert man das Holzvolumen aller Polter, so erhält man eine Summe von 1.158 fm. Dieser Wert weicht erheblich von den 660 fm ab, die laut Forsteinrichtung in den Abteilungen 732 A und 727 B geerntet werden sollten. Es wurde 75 % mehr geerntet als erlaubt. (siehe Anlage 3)

Diese Abweichungen gelten für alle Baumarten: Beispielsweise war die Nutzung von 180 fm Roteiche vorgesehen: 22 fm aus Abt. 732 A und 158 fm aus Abt. 727 B. Tatsächlich wurden aber 430 fm genutzt. Das ist mehr als doppelt so viel wie erlaubt. (siehe Anlage 3)

In Ihrem Schreiben vom 26. März erwähnen Sie eine dritte Abteilung – nämlich die Abteilung 727 A. Auch diese Abteilung sei durchforstet worden, und zwar zu 50 %. Ich habe daraufhin noch einmal diejenige Fläche der Abteilung mit GPS ausgemessen, auf der Bäume gefällt wurden: Es sind allerhöchstens 0,5 von 4,07 ha. In dieser Abteilung sollten laut Betriebsplan insgesamt 204 fm genutzt werden. Folglich würden noch einmal 26 fm hinzukommen. Das erklärt also unmöglich die Differenz zwischen 660 und 1.158 fm.

Haben Sie irgendeine Erklärung für die 75%ige Abweichung?

5. Biomasse-Heizkraftwerk in Oberhausen

Gestatten Sie mir eine allerletzte Frage: Wie viel Holz aus den Durchforstungsmaßnahmen des RVR im Köllnischen Wald Ende 2014 / Anfang 2015 wurde im Biomasse-Heizkraftwerk der EVO in Oberhausen-Sterkrade verbrannt?

Mit freundlichen Grüßen

 

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