Schlusskapitel: Faktencheck – Trittsteinkonzept

In den letzten Tagen war ich auf der Suche nach einem Schlusskapitel für meine Artikelserie über den Aufsatz von Ulrich Mergner zum Thema: „Waldtrittsteine statt Großschutzgebiete“. ((In Kürze erscheint die ganze Artikelserie auch als PDF-Datei.)) Gleichzeitig habe ich an einer Chronologie der Ereignisse gearbeitet, die zur Aufhebung des 775 ha großen Geschützten Landschaftsbestandteils “Der Hohe Buchene Wald im Ebracher Forst” geführt haben. Und auf einmal wurde mir klar, was der wahre Unterschied zwischen Waldtrittsteinen und einem Großschutzgebiet wie dem Geschützten Landschaftsbestandteil ist.

Landrat_Denzler
Landrat Denzler auf dem Buchenwaldseminar am 13.9.2014 in Ebrach

Der Unterschied ist der:
Als Landrat Denzler den Geschützten Landschaftsbestandteil einrichtete und dort die weitere Holznutzung untersagte, löste er damit eine Lawine von Aktivitäten aus, die alle nur ein Ziel hatten: das Schutzgebiet wieder aufzuheben. Von Rechtsanwaltskanzleien wurden Gutachten angefertigt. Umweltministerium, Forstministerium und Staatskanzlei nahmen öffentlich Stellung. Bürgermeister, Landtagsabgeordnete, Förster und Vereinsvorsitzende gaben Presseerklärungen ab. Allein in der Süddeutschen Zeitung erschien ein Dutzend Artikel. Fernseh- und Radiobeiträge wurden produziert. Der Verein “Unser Steigerwald” veranstaltete eine Expertenanhörung. Spitzenpolitiker trafen sich zu nächtlichen Gesprächen. Landräte fuhren nach München. Pressemitteilungen wurden verlesen. Das Kabinett diskutierte. Der Umweltausschuss tagte. Landtagsabgeordnete formulierten Anfragen an das Umweltministerium. Von allen Parteien wurden mehrfach Anträge zur Abstimmung im Landtag formuliert. Gleich dreimal beschäftigte er sich mit dem Schutzgebiet. Die Bayerischen Staatsforsten reichten Klage ein. Sogar das Bayerische Naturschutzgesetz wurde geändert. Ein Veto des Umweltbeirats wurde vom Umweltministerium überstimmt. Und am Ende hob die Bezirksregierung von Oberfranken das Schutzgebiet auf.

Als Forstbetriebsleiter Mergner seine Trittsteine einrichtete, passierte nichts. Gar nichts. Überhaupt nichts. Niemand fragte, was Trittsteine eigentlich genau sind oder welche Bedingungen sie erfüllen müssen. Niemand fragte, wo die Trittsteine liegen oder ob die Angaben des Forstbetriebs zu den Trittsteinen stimmen. Niemand fragte, was die Trittsteine bewirken sollen oder ob es irgendeinen wissenschaftlichen Beweis dafür gibt, dass Trittsteine überhaupt etwas bewirken. Hätte Mergner behauptet, auf den Trittsteinen sei der kleine grüne Waldkobold gesichtet worden – Spitzenpolitiker von CSU und Freien Wählern hätten auch das geglaubt.