Rehabilitation nach Schädel-Hirn-Trauma

Human skull side bones numbered

2. Scheitelbein, 8. Schläfenbein

… Bruch des linken Schlüsselbeins … Bruch des linken Schläfenbeins … Bruch des linken Scheitelbeins … Bruch des linken Felsenbeins (Teil des Schläfenbeins, umgibt das Innenohr) … Wenn Ärzte sich meinen Entlassbericht aus der Klinik durchlesen, holen sie in der Regel tief Luft und sagen lange Zeit erst einmal gar nichts: Dann folgt häufig “Puuuh!”, “Mannomann!”, “Oha!” oder “Junge! Junge!” und dann setzen sie eine mitleidige Miene auf. Neulich fragte mich einer: “Wie unglücklich sind Sie denn gefallen, dass sogar das Felsenbein gebrochen war? Das ist doch der härteste Schädelknochen!” Diese Frage habe ich mir selbst oft gestellt. Ich weiß es nicht. Meine Erinnerung setzt schon eine Stunde vor dem Unfall komplett aus. Wie blöd kann man sein, auf einem normalen Feldweg mit voller Wucht auf sein linkes Ohr zu fallen? Natürlich habe ich Vollpfosten keinen Helm getragen. Andererseits hätte mich vermutlich nur ein Fullface-Helm, wie ihn die Mountainbiker tragen, richtig geschützt. Und eine Protektor-Jacke …. und Protektor-Shorts …

frischer Windwurf in Uholka, über den ich vollkommen unfallfrei geklettert bin

Eine andere Frage, die ich mir häufig gestellt habe, lautet: Warum ist mir ein solcher katastrophaler Unfall ausgerechnet bei einer harmlosen kleinen Fahrradtour rund um Porta Westfalica passiert? Noch einen Monat zuvor war ich im Buchenurwald von Uholka fast täglich über meterhohe Windwürfe geklettert. Und bei jeder dieser halsbrecherischen Klettereien hatte ich eine Heidenangst. Aber nichts war passiert! Auch nicht bei der waghalsigen Besteigung des 70 m hohen Felsens Welyka Kopyzja. Dabei meint selbst Brändli in seinem Reiseführer, der Pfad sei “schmal” und “gefährlich”. ((Brändli, U.-B.; Dowhanytsch, J. (Red.) 2003: Urwälder im Zentrum Europas, S. 105))

Blick vom Riesenfelsen Welyka Kopyzja auf das Tal des Flusses Welyka Uholka

Nicht einmal umgeknickt war ich auf den Trampelpfaden durch den Buchenurwald, obwohl ich für gewöhnlich in jedem Urlaub mindestens einmal umknicke! Aber in Porta Westfalica verunglücke ich auf einem gut ausgebauten Feldweg! Warum?

Der Trampelpfad verläuft durch den Bach und dann den Hang hoch und links über die umgestürzten zwei Buchen (siehe x).

Der Psychiater Viktor Frankl hielt Fragen nach dem Warum für wenig hilfreich. ((Den Hinweis auf Frankl verdanke ich Dr. Helmut Schaaf. Schaaf ist leitender Oberarzt der Tinnitus-Klinik in Bad Arolsen.)) Frankl hätte mir geraten, nicht zu fragen “Warum hatte ich diesen Unfall?”, “Warum ist mein linkes Gleichgewichtsorgan zertrümmert?” oder “Warum ist meine linke Gesichtshälfte gelähmt?” Frankl schreibt dazu:

“Das Leben ist es, das den Menschen die Fragen stellt. Der Mensch hat nicht zu fragen, er ist vielmehr der vom Leben Befragte, der dem Leben zu antworten, der das Leben zu verantworten hat. Die Antworten aber, die der Mensch gibt, können nur konkrete Antworten auf konkrete Lebensfragen sein.” ((Viktor Frankl, Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn, zit. n. H. Schaaf und G. Hesse, Tinnitus – Leiden und Chance, München Wien 32011, S. 106))

Also nicht fragen “Warum?”, sondern “Wie reagiere ich darauf?” oder “Wie kann ich trotzdem Chancen erarbeiten und nutzen?” ((zit. n. H. Schaaf und G. Hesse, S. 106 f.)) Eine der Chancen, die ich erarbeiten und nutzen werde, ist diese meine Webseite. Das Schreiben dauert zwar viel länger und ich ermüde viel schneller als vor dem Schädel-Hirn-Trauma. Aber ich kämpfe um diese Chance.

Danksagung

Zum Schluss möchte ich mich bei allen meinen Lesern bedanken, die mir liebe Genesungswünsche geschickt haben. Ich bedanke mich bei Martin Bertram, Wilhelm Bode (Wikipedia), Wolfgang Dranga, Lutz Fähser (Leitender Forstdirektor des Stadtwalds Lübeck i. R.), Roswitha Krause (Essen), László Maráz (Plattform Wald, Forum Umwelt und Entwicklung), Georg-Christian Möller (Biotopholz.de), Martin Mößlein (Vorstand Verein Nationalpark Nordsteigerwald), Hartmut Müller (Piratenpartei Essen),  Norbert Panek (Wald-kaputt.de), Markus Pohlmann, Matthias Preisinger und Silvia Roelcke (Waldproblematik.de).