Wendgeberg im Juli 2013
Anfang Juli 2013 habe ich den Wendgeberg erneut besucht.
Ich gliedere diese Seite in zwei Abschnitte:
- Beseitung der Schäden in den Rückegassen
- Eschensterben am Wendgeberg
Beseitung der Schäden in den Rückegassen
Die tiefen Bodengleise in den Rückegassen hat das Forstamt Oldendorf beseitigen lassen: Die Fahrspuren wurden mit Erde verfüllt und anschließend planiert. So wurden die Schäden oberflächlich behoben. Die Verdichtung des Bodens wurde so natürlich nicht rückgängig gemacht. Das Forstamt verhält sich wie jemand, der ein blaues Auge mit Makeup abdeckt:
Eine Gegenüberstellung von Fotos aus März und Juli veranschaulicht die Reparaturarbeiten. Die Fotos links und rechts wurden jeweils von ungefähr demselben Standpunkt gemacht:
Kleines Springkraut und Große Brennessel haben die freigeschlagenen Flächen zugewuchert und die verwundeten Flächen mit einem grünen Teppich bedeckt. Beide Pflanzen sind typische Ruderalpflanzen, die auf übernutzten und devastierten Flächen wachsen. Das Kleine Springkraut stammt aus Tadschikistan und Kaschmir und ist 1837 aus einem botanischen Garten ausgebrochen. Die Samen werden u. a. in den tiefen Reifenprofilen von Waldfahrzeugen wie dem Forstrückeschlepper Noe NF 160-6r weiterverbreitet. Die Fotos links und rechts wurden wieder jeweils von ungefähr demselben Standpunkt gemacht:
Bei genauem Hinsehen entdeckt man die Fällungs- und Rückeschäden an den verbliebenen Bäumen:
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Eschensterben am Wendgeberg
Just in dem Gebiet, in dem im Frühjahr 2013 die Bäume gefällt wurden, sterben nun die Eschen:
Über die Krankheit, die unter dem Namen “Eschentriebsterben” bekannt ist, informiert die Nordwestdeutsche Versuchsforstanstalt in ihren Praxis-Informationen vom April 2013. Verursacht wird die Krankheit durch einen Pilz mit Namen Hymenoscyphus pseudoalbidus (Falsches Weißes Stängelbecherchen). Die meisten Eschen am Wendgeberg haben verlichtete Kronen und abgestorbene Äste: sie befinden sich in der “Schadstufe 4” (siehe Praxis-Informationen, S. 10). Sie werden in Kürze ganz absterben. Da das Versuchsforstamt empfiehlt, geschädigte Alt-Eschen zu fällen (Praxis-Informationen, S. 18), werden sich die Wälder am Wendgeberg bald stark lichten. Denn die Esche ist dort eine der häufigsten Baumarten.
Bezeichnend ist, dass das Versuchsforstamt kein Wort zu den Ursachen sagt, warum die Eschen derart anfällig für diese Pilzinfektion sind. Die Pilzsporen werden durch den Wind verbreitet (Praxis-Informationen, S. 3): Hymenoscyphus fällt buchstäblich vom Himmel. Diese Erklärung blendet die Verantwortung des Forstamts Oldendorf aus. Die Eschen wurzeln in einem Boden, der durch das Befahren mit schweren Maschinen geschädigt ist. Bodenlebewesen wie z. B. Asseln, Springschwänze, Milben, Spinnen, Fadenwürmer wurden zerquetscht oder sind erstickt. Der verdichtete Boden kann nur noch wenig Wasser speichern. Außerdem ist der sonderbare Mischwald aus Eschen, Stieleichen und Bergahorn am Wendgeberg ein Kunstprodukt des Forstamts Oldendorf. Denn überließe man die Natur sich selbst, würde am Wendgeberg ein Buchenwald wachsen. Eschen, Eichen und Ahorn würden bestenfalls vereinzelt auftreten. Jahrzehntelang hat die Forstwirtschaft Eschen gezielt gefördert: Noch 2008 lobte die Bayrische Landesanstalt für Forstwirtschaft den schnellwachsenden Baum als “zäh und sturmerprobt” und versprach eine “gute Rendite” (Beilage zum Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt, 26.9.08, 198. Jahrgang, Heft 9, S. 53 f.). Angeblich sollte die Esche selbst “extreme Trockenheit” gut vertragen und galt so wegen des Klimawandels als “zukunftsfähig” (Ein Pilz tötet Europas Eschen, Die Zeit vom 27.11.2012).
Nun steht das Forstamt vor einem Scherbenhaufen: Das Eschensterben ist nicht zuletzt auch ein großer wirtschaftlicher Verlust. Nur für Stämme mit einem Brusthöhendurchmesser von 60 cm erzielt man fabelhafte Preise von 150 € pro Festmeter (siehe Beilage, S. 54). Von dieser Dicke sind die sterbenden Eschen am Wendgeberg noch weit entfernt.
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