Frau Kehl ist hauptamtliche Natur- und Landschaftsschützerin. Sie arbeitet im Dezernat 51 der Bezirksregierung Düsseldorf.
In einem Brief vom 6. Februar 2014 klärt sie die Bürgerin Roswitha Krause auf, die über die Baumfällungen von Grün-und-Gruga-Essen empört ist :
“Bei der forstwirtschaftlichen Betriebsart des Femelschlags werden im Wald unregelmäßig verteilte kleiner Parzellen festgelegt (Femelschläge). An diesen Stellen werden erst nur Gruppen von Bäumen gefällt. Dann werden nach und nach die Parzellen radial erweitert, bis zuletzt durch die Entfernung der letzten Altbäume zwischen den Parzellen eine geschlossene Fläche entsteht. Durch den langsam gesteigerten Lichteinfall unter dem Kronendach wird eine natürliche Verjüngung ermöglicht, so dass Bäume aller Altersstufen kleinflächig vermischt sind.
Diese Art der Bewirtschaftung hat den Vorteil, dass durch die kleinen Parzellen unterschiedlicher Altersstadien ein hoher Strukturreichtum auf kleinerem Raum gegeben ist. Die kleinen Kahlschlagsflächen mit Naturverjüngung und auch die sich ausbildenden Übergangsbereiche (Säume) können Ersatzhabitate für selten gewordene (Tier-) Arten sein, die an diese relativ seltenen Saumbiotope und an Biotope jüngerer Sukzessionsstadien angepasst sind.”
An der Graf-Zeppelin-Straße in Essen-Kettwig hat Forstrevierleiter Wuttke die kleine Parzelle, in der er im März 2013 eine Gruppe von alten Buchen gefällt hatte, in vorbildlicher Weise radial erweitert.
So ist ein hoher Strukturreichtum auf kleinem Raum gegeben: Kräuter aller Altersstufen (Brennnesseln, Klettenlabkraut, Sauerampfer) wachsen auf den kleinen Kahlschlagsflächen. Durch den langsam gesteigerten Lichteinfall wird eine natürliche Verjüngung mit Brombeeren aller Alterstufen ermöglicht. Knie-, hüft- und brusthohe Brombeeren sind kleinflächig vermischt und sorgen für eine faszinierende Artenvielfalt.
An der Graf-Zeppelin-Straße bildet sich hinter der radialen Parzellenerweiterung (roter Pfeil) ein Übergangsbereich (Saum) aus, der ein wertvolles Habitat ist für den in Essen vom Aussterben bedrohten Schwarzen Holunder. Selten gewordene Kohlmeisen und sogar die auf der Roten Liste geführten Buchfinken sind an diese Ersatzhabitate angepasst.
Der NABU Essen begrüßt die Wiederansiedlung der lange als verschollen geltenden Amsel in diesem Biotop jüngerer Sukzessionsstadion in Essen-Kettwig.