In meinem Artikel Faktencheck: Naturwaldreservat Waldhaus vom 21. Dezember 2015 hatte ich folgendes behauptet:
“Nicht einmal für seinen eigenen Forstbetrieb legt Mergner die Karten offen auf den Tisch: Die Lage der Trittsteine kann im Internet nicht eingesehen werden. Diese Geheimniskrämerei ist unerträglich!” ((Wie steht es um den Schutz der Urwaldreliktarten in Bayern?))
Das ist falsch. Trittsteine gehören ja zu den Klasse-1-Wäldern. ((zur Einteilung der Wälder in Klassen siehe Die 4 Waldklassen im Naturschutzkonzept der Staatsforsten)) Und die Lage der Klasse-1-Wälder der Bayerischen Staatsforsten kann auf deren Homepage eingesehen werden: Klasse-1-Wälder in Bayern. Wenn Sie dort auf der Karte oben rechts “Vollbildmodus” und oben links “Satellit” anklicken und dann auf Ebrach zoomen, sehen Sie das folgende Bild:
Die gelbe Beschriftung der beiden Naturwaldreservate Waldhaus und Brunnstube und des Ortes Ebrach stammen von mir. Die kleinen grünen Bäumchen zeigen die Lage der Klasse-1-Wälder bzw. eben der Trittsteine an. Wenn Sie jetzt zufällig auf die Idee kommen, mit der Maus eines der Bäumchen anzuklicken, öffnet sich ein kleines Informationsfenster:
Ich habe das Bäumchen in dem Fichtenwald im Nordwesten des Naturwaldreservats Brunnstube angeklickt. Die Position des Bäumchens ist etwas verunglückt. Denn es zeigt Informationen zur Kernzone des Naturwaldreservats an: Diese ist 10,2 ha groß und der Buchenbestand hat ein Durchschnittsalter von 200 Jahren.
WGS84 ist die Abkürzung für World Geodatic System 1984. Die beiden Koordinaten kann man z. B. bei Google-Maps eingeben – allerdings mit einem Punkt statt einem Komma und getrennt durch ein Leerzeichen: “49.8619 10.4974”. Google-Maps zeigt dann den Ort des Klasse-1-Waldes an.
Die Staatsforsten haben die Daten über Klasse-1-Wälder nicht freiwillig herausgerückt. Es war ein Erfolg der Kampagne von Greenpeace zum Schutz der Spessart-Wälder ((siehe die Webseite zum Spessart bei Greenpeace-München)), dass die Staatsforsten sich 2012 dem Druck der Öffentlichkeit beugten: Am 10. Mai 2012 veröffentlichte Forstminister Brunner auf eine Anfrage des Landtagsabgeordneten Dr. Magerl von den Grünen zum ersten Mal eine Tabelle mit allen Klasse-1-Wäldern.
Wie widerwillig die Daten preisgegeben werden, erkennt man daran, dass auf der Homepage der Staatsforsten zwar die Größe der Flächen für die Klasse-1-Wälder angegeben wird, nicht aber deren genaue Begrenzungen. Da darf der forstlich interessierte Laie dann vor Ort nach den mit “T” gekennzeichneten Bäumen suchen.
Einen anderen und übersichtlicheren Weg wählt z. B. der Landesbetrieb Wald-und-Holz-NRW. Dessen Karten zeigen die Flächen der Totalreservate exakt an. Der folgende Screenshot zeigt grün-kariert das Wildnisgebiet am Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Porta Westfalica, meiner neuen Heimatstadt:
Klickt man oben links das “i” für “Information” an und dann anschließend auf den Wildniswald, dann öffnet sich ein Fenster, das viel viel mehr Informationen bietet als die spärlichen Angaben zu Alter und Bestand bei den Staatsforsten:
Damit nicht genug: Der nordrhein-westfälische Landesbetrieb veröffentlicht zusätzlich eine vollständige Liste aller Wildniswälder: Liste aller Wildniswälder im Staatsforst von NRW je Regierungsbezirk. Auch dort findet man umfassende Informationen über den Wildniswald direkt vor meiner Haustür: Der Wildniswald „Wälder bei Porta Westfalica (WG-MIN-0005)“.
Für den Forstbetrieb Ebrach fehlt eine Liste der Klasse-1-Wälder bzw. Trittsteine. Wenn Sie wissen wollen, wie viele es sind und wie groß ihre Gesamtfläche ist, müssen sie selbst die Bäumchen zählen und die Flächen manuell addieren. Natürlich können Sie Betriebsleiter Mergner auch einfach glauben, dass es 210 sind und ihre Gesamtfläche 700 ha beträgt.