Das Scheitern der Borkenkäferbekämpfung im Nationalpark Harz im Spiegel der Tätigkeitsberichte

“Die Natur zeigt, dass sie durchaus kompromisslos agieren kann und dies nicht unbedingt unseren menschlichen Vorstellungen entspricht.”
Tätigkeitsbericht 2018, S. 6

Tätigkeitsbericht 2018

Schwarzer Graben

2018 wird das Kapitel Waldschutzmaßnahmen für ein Jahr abgeschafft. Ausgerechnet in einem Jahr, wo sich der Holzeinschlag von 54.990 Fm im Vorjahr auf 134.733 Fm mehr als verdoppelt und damit fast so hoch ist wie im Rekordjahr 2007. (siehe 25 Holzlaster pro Tag) Dafür gibt es 2018 eine Premiere im Tätigkeitsbericht: ein “Schwerpunktthema” gleich zu Beginn direkt nach dem Vorwort. Aber nicht etwa dieser außergewöhnlich hohe Holzeinschlag wird thematisiert, sondern der “Waldwandel in einem Extremjahr für die Natur mit rasanten Entwicklungen” (Tätigkeitsbericht 2018, S. 5 f.):

“In der Waldentwicklungszone bringt das rasche Voranschreiten des Borkenkäfers neue Herausforderungen für die Umsetzung der Waldentwicklungsziele mit sich.” (Tätigkeitsbericht 2018, S. 6)

“Neue Herausforderungen” hört sich anders an als “Waldschutzmaßnahmen” und “Borkenkäferbekämpfung”. Vorbei ist die Zeit, wo man vollmundig verkündete:

“In der Naturentwicklungszone wird die Borkenkäferbekämpfung mit abgestufter Intensität durchgeführt. Hier dient sie vor allem dem Schutz zusammenhängender Fichtenkomplexe.” (Tätigkeitsbericht 2012, S. 38)

Überhaupt ist von Bekämpfung des Käfers nur noch im Zusammenhang mit dem Sicherungsstreifen die Rede:

“Der Borkenkäfersicherungsstreifen war zum Schutz der angrenzenden Wirtschaftswälder vor verstärktem Borkenkäferbefall eingerichtet worden – dort wurde und wird mit abnehmender Fläche bis 2022 eine intensive Borkenkäferbekämpfung durchgeführt.”(Tätigkeitsbericht 2018, S. 7)

Aber auch hier im Sicherungsstreifen erscheint die Borkenkäferbekämpfung auf einmal geradezu lästig; im niedersächsischen Teil wird man sie ganz los. (siehe dazu auch Borkenkäfer-Sicherungsstreifen wird sukzessive ausgelagert, Aktuelles aus dem NLP Harz vom 12.6.2018):

“Durch Einbeziehung von 2.800 ha Fichtenwäldern des 500 m – Borkenkäfersicherungsstreifens in die 10%- Zielstellung des Landeswaldes muss auf dieser Fläche zukünftig nicht mehr dauerhaft der Borkenkäfer bekämpft sowie kein Windwurfholz aufgearbeitet werden. […]

Die praktische Umsetzung sieht so aus, dass die Borkenkäferbekämpfung bis 2022 in fünf Schritten an die angrenzenden Landeswald-Forstämter abgegeben wird. […]

Fachliche Unterstützung erhält das Projekt durch die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) in Göttingen. ” (Tätigkeitsbericht 2018, S. 10)

Im Kapitel Waldentwicklung wird der Käfer plötzlich zu einem “Katalysator” des Waldwandels. Seine Ausbreitung wird nicht mehr bekämpft, sondern verlangt eine “schwerpunktorientiertere Vorgehensweise”:

“Die Witterungsextreme der letzten Zeit gaben der Dynamik des Waldwandels zunehmend Beschleunigung, wobei der Buchdrucker wie ein Katalysator wirkte.

Die Stürme „Herwart“ und „Friederike“ und die ungewöhnliche Dürreperiode, die bis in den Herbst andauerte, verbunden mit hohen Temperaturen und intensiver Sonneneinstrahlung, brachten optimale Bedingungen für den Buchdrucker. […]

Die fortschreitende Ausbreitung des Buchdruckers verlangt in den Waldentwicklungsbereichen eine schwerpunktorientiertere Vorgehensweise. (Tätigkeitsbericht 2018, S. 33 f.)

Unterer Gebbertsberg

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