Dokumentation über den Steigerwald aus dem Jahr 1976

1976 drehte Heinz Ehrenkäufer ((siehe Laudatio zur Verleihung der Bayerischen Staatsmedaille für Verdienste um die Umwelt im Jahr 1993 und 90. Geburtstag Heinz Ehrenkäufer)) den 45-minütigen Naturfilm “Wo der Wald am grünsten ist – der Buchenwald”. Wissenschaftlicher Berater und Kommentator war Dr. Georg Sperber – damals gerade vier Jahre Leiter des Forstamts Ebrach. Der Film wurde im Steigerwald gedreht.

 

Er wäre damals um ein Haar nicht vom BR gesendet worden, weil der Film den Bayerischen Staatsforsten zu kritisch war. So schwenkt die Kamera gleich in der zweiten Minute über eine künstlich angepflanzte Nadelholzkultur im Winkelhofer Forst des Forstamts Ebrach, wo vor Sperbers Dienstantritt 200 ha eines uralten Buchenbestandes kahlgeschlagen worden waren. ((siehe Georg Sperber, Forstwirtschaft und Naturschutz in Buchenwäldern, Woher – wohin?, S. 54))  Dazu Sperbers Kommentar:

“Die Forstgeschichte ist eine Geschichte der Verdrängung der Buche – früher zugunsten der Eiche, seit dem vorigen Jahrhundert zugunsten von Kiefer und Fichte.”

Und später:

“So ist das Selten-werden der Hohltaube nur eine Folge der rücksichtslosen Vernichtung unserer Buchenwälder, die in den letzten zwei Jahrzehnten schlimmer war als je zuvor.”

Und weiter:

“200 – 250jährige Buchenbestände [waren] noch vor einigen Jahrzehnten in unseren Mittelgebirgen verbreitet anzutreffen. Heute sind diese eindrucksvollen Zeugen naturnaher Wälder bis auf Reste verschwunden.”

Auch in den Worten kurz vor Filmende spart Sperber nicht mit Kritik an der damaligen Praxis der Bayerischen Staatsforsten:

“[Buchenwälder] sind wirtschaftlicher als manche der primitiven Nadelholzforste, die in den letzten Jahrzehnten anstelle buchenreicher naturnaher Laubwälder entstanden sind, auch wenn sich deren Väter aus einem gestrigen Zinseszinsdenken heraus erwarten, dass ausgerechnet ihre Wälder in den Himmel wachsen. […] Sorgen wir dafür, dass nicht vor unseren Augen die Buchenwälder durch Unverstand und kurzsichtige Profitgier vernichtet werden und fragwürdigen Nadelholzplantagen weichen.”

Bei allem Lob für diesen Film möchte ich doch auf die verstörenden Bilder der Schlusssequenz hinweisen: Sie zeigen durch Schirmschlag herunterbewirtschaftete Buchenbestände:

Steigerwald_1976_1

Nach dem Lichtungshieb stehen nur noch wenige Überhälter auf der Fläche: ((Minute 4:00, 7:40, 8:30 und 9:30 von Teil 4 der YouTube-Serie))

Steigerwald_1976_2

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sperber wirklich diese Waldbilder meint, wenn er davon spricht, dass sie “den Ästheten bezaubern, den Naturfreund begeistern [und] keinen Wunsch des Ökologen offenlassen”.