Forstwirtschaft zur Wiederaufforstung

Forstwirtschaftliche Einsichten zur Wiederaufforstung im Schellenberger Wald

Die aufmerksame Lektüre der Lexikonartikel führt zu vielen “wichtigen” und “entscheidenden”  Einsichten, die die “großen Tiere” im Forstamt von Grün und Gruga “stören”: ((siehe Einleitung))

Einsicht 1: Artenvielfalt

Die Forstwirtschaft bewertet Windwürfe entspannter als der “absolut schockierte” Förster Tobias Hartung. ((siehe Drei Jahre nach Sturm Ela: „Der Wald entwickelt sich prächtig“)) Ein Windwurf ist zwar ein abiotischer Forstschaden, bleibt aber ein punktuelles Ereignis und trägt entscheidend zur außerordentlichen Artenvielfalt bei.

Einsicht 2: Kahlschlag

Der Fachbegriff der Wiederaufforstung ist für kahlgeschlagene Flächen reserviert. Und in der Tat hat die Einschlagsfläche im Schellenberger Wald den Charakter eines Kahlschlags: Alle vom Wind geworfenen oder gebrochenen Bäume wurden in einem Hieb abgetrieben. Ihr Holz wurde geerntet. Das Belassen einzelner Bäume ändert nichts daran. Im einem anderen Standardwerk wird die Holzernte durch Abtrieb vor der Wiederaufforstung verschwiegen: Die Autoren Röhrig, Bartsch und von Lüpke definieren im Buch “Waldbau auf ökologischer Grundlage” Wiederaufforstung schlicht als “Walderneuerung” und “Saat oder Pflanzung nach unvorhergesehenen Ereignissen (z. B. großflächiger Sturmwurf)”. ((Ernst Röhrig, Norbert Bartsch, Burghard von Lüpke, Waldbau auf ökologischer Grundlage, Stuttgart 72006, S. 75))

Einsicht 3: Frostempfindlichkeit

Der Kahlfläche wurde nicht mit robusten Baumarten aufgeforstet: Eiche und Tanne ((Es wurden nicht nur Traubeneichen und Winterlinden gepflanzt sondern auch Tannen.)) sind frostempfindlich.

Einsicht 4: Kein Vorwald

Eichen und Tannen wurden nicht unter dem Schutz eines Vorwalds gepflanzt. Es gibt keinen Anfangswald aus Pionierbaumarten wie z. B. Birken, Ebereschen oder Weiden, die die künstlich gepflanzten Hauptbaumarten vor Sonne, Trockenheit oder Frost schützen könnten. Pionierbaumarten treten wenn überhaupt, dann nur vereinzelt auf. Weder im Fernsehen noch in der Zeitung erwähnt Förster Tobias Hartung eine Sukzession oder einen Vor-, Zwischen-, Haupt- oder Schlusswald.

Einsicht 5: Keine Naturverjüngung

Grün und Gruga hat sich gegen Naturverjüngung entschieden, obwohl alle Voraussetzungen dafür vorhanden waren und diese eine Fülle von Vorteilen gegenüber der Kunstverjüngung hat.

Einsicht 6: Keine Saat

Bei der künstlichen Bestandsbegründung hatte Grün und Gruga die Wahl zwischen Saat und Pflanzung. Obwohl sowohl Eiche als auch Tanne sich besonders gut für die Saat eignen, wurden beide nicht gesät sondern gepflanzt. Möglicherweise war es zu teuer, mehrere hundert kg Eicheln zu kaufen. Insgesamt wurden 4.000 Jungpflanzen gepflanzt. Selbst wenn die Hälfte davon Eichen waren, lässt sich damit nur ein Drittel eines Hektars bepflanzen. Einer der Vorteile der Pflanzung greift im Schellenberger Wald überhaupt nicht: die Jungpflanzen haben überhaupt keinen Höhenvorteil gegenüber der Konkurrenzvegetation der Forstunkräuter.

Einsicht 7: Keine Natur

Die künstlich begründeten Jungpflanzen im Schellenberger Wald sind bestenfalls hüfthoch, sie gehören also zur Altersstufe des Jungwuchses oder Jungbestands. Ein anderer Fachbegriff für diese Altersstufe ist bezeichnenderweise nicht Natur, sondern Kultur oder Forstkultur.

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