E-Mail von Frau Arens vom 19.1.2024
Guten Morgen Herr Adrian,
vielen Dank für die konkreteren Infos, die sie mir in ihrer E-Mail nun zukommen lassen haben.
Es gibt zu diesem Thema so viel zu erklären und es spielen etliche Faktoren bei der Wiederaufforstung eine Rolle. Außerdem hat auch vieles mit den Gegebenheiten des gesamten Stadtwaldes zu tun, sodass es nicht einfach ist eine kurze Antwort auf ihre Fragen zu geben.
Wenn Sie so intensiv über Wälder schreiben bzw. diese Informationen über das Internet veröffentlichen, wäre es mir sehr daran gelegen einen Ortstermin zu machen, um unsere Vorgehensweise deutlicher erläutern zu können. Ich bin regelrecht erfreut darüber, dass sie den Kontakt zu uns Förstern suchen und nicht blindlinks kritisieren, was wir von anderen Seiten allzu oft erfahren.
Im Anhang finden sie unser Wiederaufforstungskonzept, welches vorerst die Grundlage der Pflanzungen vorgibt. Das Thema Jagdnutzung ist im Jahr 2023 angepasst worden. Es herrscht ein offener, transparenter Dialog zwischen Forst und Jägerschaft. Regiejagd und Pachtjagd wird an waldbauliche Ziele und Schwerpunktflächen orientiert. Definitiv gibt es aber Baumarten und Flächen (wie Eiche und Weißtanne sowie Experimentierbaumarten), die ohne Gatter nicht gepflanzt werden. Hierzu muss man allerdings wieder die Gegebenheiten vor Ort tiefergehend kennen, da unsere Flächen mit unterschiedlichen Wildarten und Populationsdichten ausgestattet sind.
Nur ein kleines Beispiel:
Wir setzen neben den Baumschulpflanzen auch intensiv auf eigenes Saatgut, betreiben Saatkämpe1Kamp = Forstpflanzgarten und lassen in Lohnanzucht unsere Buchen, Eichen, Douglasien und Weißtannen anziehen, pflanzen dann auch relativ kleine Pflanzen, damit diese sich direkt an die widrigen Verhältnisse gewöhnen können. Somit müssen wir die Wiederaufforstung priorisieren und vorsichtig mit den gegebenen Ressourcen umgehen, die uns zur Verfügung stehen. Wir möchten wissen, dass alles, was wir im Moment pflanzen, auch herkunftsgesichert ist und da bei einer solchen Kalamität das Pflanzgut (und die Arbeitskräfte) der limitierende Faktor ist, sind wir hier sehr aufmerksam und vorsichtig. Allerdings wundert es mich ein wenig, wenn sie nichts sehen. Um den Lörmecke-Turm herum ist bereits viel passiert. Aber dazu mehr, wenn wir uns treffen, hier sind auch gewisse Themen bearbeitet worden, die evtl. nicht zu sehen sind (Thema Saat und Wildlinge)
Die Tatsache, dass keine Dürrständer stehen gelassen wurden, ist über den ganzen Stadtwald verteilt (wir reden von 5000 Hektar) nicht richtig. Wir kennen die Vor- und Nachteile. Am Lörmecke-Turm selber kann ich ihre Frage nachvollziehen. Von außen betrachtet, hätte man mehr stehen lassen können als dort sichtbar ist. Wenn Sie am Lörmecke-Turm sind, befinden Sie sich direkt auf der Kreisgrenze und damit auch Besitzgrenze. Es ist somit der für uns südlichste Punkt und ich kann natürlich auch nur
Auskunft über den nördlichen Teil geben.
Screenshot OpenStreetMap mit Lörmecke-Turm in der Mitte, die roten Pfeile zeigen auf die Kreis- und Besitzgrenze
Damals versuchte man dem Käfer “Herr zu werden”. Soweit ich weiß (ich war zu dem Zeitpunkt noch nicht bei der Stadt angestellt) ist diese Maßnahme nicht als eine zu betrachten. Um forstschutzgerecht zu arbeiten, somit dem Käfer den Nährboden zu entziehen, wurden diese Flächen peu a peu von befallenen Käferfichten geräumt. Jeder Förster handelte damals mit dem Hintergrund, den Restbestand zu schützen. Im Wald ist nie etwas alternativlos, aber wenn es zur damaligen Zeit eine gute Begründung dafür gab, nämlich den Restbestand zu schützen, ist dies in die Betrachtung zu ziehen.
Dies vorerst als kleinen Einblick. Alles Weitere gern persönlich.
Für Rückfragen stehe ich natürlich gern zur Verfügung.
Freundliche Grüße
Im Auftrag
Lena Arens
Leitung Sachgebiet Forst
Liobaweg 16
59581 Warstein