Fällen von Biotopbäumen

„Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.“
(Paul Watzlawick)

Forstwirtschaft ist kein Naturschutz

Am Beispiel des Fällens der Biotopbäume läßt sich zeigen, dass die sogenannte Kielwassertheorie der Forstwirtschaft widerlegt ist. Dieses Förstermärchen besagt, dass im “Kielwasser” der ordnungsgemäßen Bewirtschaftung eines Waldes durch einen Förster sämtliche Naturschutzfunktionen ebenfalls quasi automatisch erfüllt werden. ((siehe Hans Bibelriether, Forst- und Holzmärchen heute, in: Nationalpark 2, 2008, S. 14-16))

Aber Forstwirtschaft ist eben kein praktizierter Naturschutz. Was für den Ökologen wertvolle Biotopbäume sind mit seltenen Käfern, Pilzen und Vögeln, sind für den Förster nur fehlerhafte und kranke Bäume, die minderwertiges Holz produzieren. In einem “gepflegten” Wald gibt es keine Biotopbäume. Pilze und Totholzkäfer sind Schädlinge, die die Produktion hochwertigen Holzes verhindern.

Das Beispiel des Becker-Waldes ist besonders bizarr, weil es dort überhaupt kein Wertholz zu ernten gibt. In der Vergangenheit wurden der Bestand nie durchforstet, sodass es von fehlerhaften Bäumen nur so wimmelt. Auch der optimale Erntezeitpunkt wurde verpasst. Das Holz eignet sich nur noch als Brennholz. Ökonomisch gesehen ist der Wald ein einziges Fiasko:

“Laubholzwirtschaft macht nur dann einen Sinn, wenn man von Anfang an die Produktion von Wertholz im Blick hat. … C-Buchen [= Buchen der Güteklasse C ((vergleiche Preise auf dem Holzmarkt)) ] … sind unverkäuflich und landen schließlich im Brennholz. Es macht also nicht den geringsten Sinn, krumme, schiefe, Zwiesel oder sonstige „Schrecken“ länger als unbedingt nötig stehen zu lassen.” ((Sebastian Frhr. v. Rotenhan, Waldbaulicher Leitfaden für die Förster der BOSCOR))

Im Brinkmannswald hat man sie 150 Jahre lang stehen lassen. Und die verpilzten Buchenstämme sind nicht einmal Güteklasse C, sondern D. Die Preise dafür liegen je nach Dicke des Stamms zwischen 55 und 62 €/Fm. Zum Vergleich: Gewöhnliches Fichtenstammholz, dessen Produktion wesentlich leichter und v. a. doppelt so schnell geht, erzielt rund 100 €. ((siehe Holzmarkt in NRW))

Trotz des ökonomischen Verlustgeschäfts ist Förster Herber unfähig, den unschätzbaren ökologischen Wert des Waldes zu erkennen und ihn zu schützen. Totholzkäfer interessieren ihn einfach nicht. Viele Förster haben als Werkzeug nur die Motorsäge und sie sehen in jedem Problem einen Baum, den sie fällen müssen.

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