Schluss
Um die alten Buchen und Eichen am Schlehenkamp muss einem angst und bange sein. Nach der Erschließung des Wäldchens mit Rückegassen droht ihnen in Kürze die Fällung.
Der Anfang wurde bereits mit ein paar alten Eichen gemacht, die dem Harvester im Weg standen.
Förster Adamiak war in der Vergangenheit um Gründe für das Abräumen von Altbeständen nie verlegen. ((siehe z. B. Fällen von Altbuchen im Köllnischen Wald)) Folgende zwei Vorwände stehen zur Auswahl bereit:
Verkehrssicherheit
Die alten Bäume werden zu Hochrisikobäumen erklärt. Auf einmal entdeckt der Förster überall im Wald Sicherheitsprobleme. ((Zum Vorwand der Verkehrssicherung siehe auch: Förster Herber und die Verkehrssicherung)) Das Leben von Spaziergängern am Schlehenkamp ist plötzlich in höchster Gefahr: Wahlweise könnten sie von morschen Ästen, abbrechenden Kronen oder gleich von ganzen Bäumen erschlagen werden. Gleiches gilt selbstverständlich für die Autofahrer auf der Oberhausener Straße. In den Worten von Jörg Wipf, Leitender Verbandsforstdirektor von RVR Ruhr Grün:
“Bei der Beurteilung des Baumbestands entlang der Oberhausener Straße wurden alte Buchen mit erheblichen Kronenschäden festgestellt und im Rahmen der Wiederherstellung der Verkehrssicherheit gefällt.” ((Brief vom 25. Februar 2014))
Überalterung
120 bis 180 Jahre alte Buchen gelten Gerhard Klesen, dem ehemaligen ((Klesen wurde 2014 pensioniert und durch Juliane Saebel ersetzt. Siehe: Der Herr der Kirchheller Heide geht, WAZ vom 14. August 2014)) Leiter des Teams Waldbewirtschaftung West des RVR, “als sehr alt, als zu alt”. Einen “Femelschlag” in einem Buchenaltbestand, der – wie er selbst zugab – “wild” aussah, begründete er 2008 folgendermaßen:
“Der Wald hält das hier 30 Jahre nicht mehr aus. Die Verjüngung ist lebensnotwendig. … Durch den neu geschaffenen Lichteinfall unter dem bestehenden Kronendach wird eine natürliche Verjüngung ermöglicht.” ((Doch wie’s da drinnen aussieht, WAZ vom 28. Januar 2008. Der Zeitungsartikel ist eine hochnotpeinliche Sammlung von Förstermärchen. Höhepunkt ist die verrückte Befürchtung Klesens: “Wenn ich die Nachhaltigkeit nicht erfülle, gehe ich als Beamter in den Knast.” Das Schwarzbuch Wald des BUND aus dem Jahr 2009 zeigt an 15 haarsträubenden Beispielen auf, was Förster in Deutschland alles dürfen, ohne die geringste Strafe befürchten zu müssen.))
Viele Bäume waren laut Klesen “krank, faul, nicht mehr nachhaltig belastbar”.
Krank werden die Bäume am Schlehenkamp nun tatsächlich werden. Denn schließlich steht bei einem derartig engmaschigen Netz von Rückegassen jeder Baum in unmittelbarer Nähe von einer oder sogar zwei Rückegassen. Dies schädigt die Bäume auf mindestens drei Weisen:
- Ihre Wurzeln werden zerquetscht. Fäulniserregende Bakterien und Pilze dringen in die geschädigten Wurzeln ein und breiten sich aus.
- Die für die Bäume lebenswichtigen Mykorrhiza-Pilze verschwinden nach starker Bodenbelastung durch Forstmaschinen. ((siehe Beat Fey, Wie schwere Forstmaschinen das Leben im Waldboden verändern, Eidgenössische Forschungsanstalt WSL 2013))
- Auf dem verdichteten Boden der Rückegassen bilden sich große Pfützen. Das Regenwasser kann nicht mehr versickern. Die Rückegassen wirken so als Drainagen, durch die das Wasser aus dem Wald heraus läuft, statt im Waldboden zu versickern. Unter den Pfützen aber kann der zerstörte Boden bis in Tiefen von 2,5 m kaum noch Wasser speichern. Ein intakter Waldboden speichert unter den Wurzeln einer Buche bis zu 25 m3 Wasser aus den feuchten Wintermonaten. Ist der Boden durch Harvester und Forwarder verdichtet, speichert er nur noch 1 m3. Und da eine Buche pro Tag bis zu 0,5 m3 Wasser verdunstet, kommt sie in kaputten Böden in warmen Sommern schnell in Trockenstress. Dann werfen sie aus Not ihre Blätter ab. Äste sterben ab. Die Bäume stellen das Wachstum ein und werden anfällig für Pilze. ((siehe: Peter Wohlleben zur Bodenverdichtung))
Wie gesagt: Um die alten Buchen und Eichen am Schlehenkamp muss einem angst und bange sein.