Offener Brief an die NachDenkSeiten

Antwort von Albrecht Müller

Albrecht Müller, Herausgeber der NachDenkSeiten, antwortet auf meinen Brief noch am selben Vormittag. ((d. h. am 5.7.2018)) Seine offene und ehrliche Antwort hat mich sehr beeindruckt.

Albrecht Müller beim Pleisweiler Gespräch über Reichtum und Eliten am 30.7.2017

Hinweis: Die Hervorhebungen im Text stammen nicht von Albrecht Müller, sondern von mir.

Lieber Herr Adrian,
die Sache mit den Klickzahlen stimmt. Aber 100.000 sind ja auch nicht so schrecklich viel. Insgesamt teile ich ihre Einschätzung, dass die Beteiligung von Menschen an Aktionen der verbliebenen Friedensbewegung tief enttäuschend ist. Das haben wir auf den NachDenkSeiten aber auch nicht verborgen. Ich schreibe des Öfteren sehr selbstkritische Artikel einschließlich der Frage, ob es überhaupt noch einen Sinn macht, aufzuklären. Dass wir dann Ramstein ausführlich dokumentiert haben, war er ein Akt der Solidarität mit den Veranstaltern.

Nach meiner Einschätzung haben wir es nur noch mit einem Kern von Menschen zu tun, die an Aufklärung interessiert sind und die kritischen Positionen folgen und auch froh sind, dass wir mehr Fakten zur Einschätzung liefern, als ihnen die Hauptmedien liefern. Aber das ist eben ein kleiner Kern.

Sie können das am deutlichsten daran sehen, dass eine große, eine früher große Partei, die einmal Hauptträger der Friedenspolitik war und die Verständigung mit dem Osten eingeleitet und geschafft hat, heute völlig umgedreht ist. Der von ihr gestellte Bundesaußenminister ist ein besonderer Stein des Anstoßes bei der Verständigung mit Russland. Es fällt also dieses ganze Segment der Sozialdemokratie schon weg. Noch schlimmer ist es um die Grünen bestellt und auch bei der Linkspartei gibt es schon einen Zweig, der die Aggression gegenüber den Osten mitmacht. Das ist die Lage. Wir beschönigen sie nicht. Aber ich kann auch nicht ständig schreiben, wie erfolglos unsere Aufklärungsarbeit ist. Dann wäre die eigentlich richtige Konsequenz aufzuhören.

Sie merken, dass es keine großen Differenzen zu Ihnen gibt.

Mit freundlichen Grüßen
Albrecht Müller

Die letzten beiden fett gedruckten Sätzen haben mich sehr nachdenklich gemacht. Albrecht Müller hat recht: Man kann nicht ständig schreiben, wie erfolglos man ist. In der Tat! Denn dann müsste man konsequenterweise aufhören.