Naturwälder

Totholzmangel in Wirtschaftswäldern

Wie wichtig Naturwaldzellen sind, verdeutlicht eine Zahl aus dem aktuellen Landeswaldbericht 2012. Demnach beträgt die Menge an Totholz in den nordrhein-westfälischen Wäldern durchschnittlich 9,5 m3/ha (Landeswaldbericht, S. 63). Das sind sogar noch 2 m3 weniger als der ohnehin schon niedrige Bundesdurchschnitt von 11,5 m3. In den Heiligen Hallen, einem Naturwaldreservat in Mecklenburg-Vorpommern, das seit 100 Jahren nicht mehr genutzt wird, sind es über 200 m3.

Große Totholzbäume mit einem Brusthöhendurchmesser von mehr als 50 cm kommen in Wirtschaftswäldern praktisch nicht vor: 5 pro Quadratkilometer. In Naturschutzgebieten sind es zwar doppelt so viele. Das ist aber verglichen mit den über 150 Totholzbäumen in Naturwaldzellen erschütternd wenig:

Totholzbaeume

aus: Martin Woike, Wildnisgebietskonzept NRW, 2011

Dieser Totholzmangel in Wirtschaftswäldern hat dramatische Auswirkungen auf höhlenbrütende Vögel:

Hoehlenbrueter

aus: Martin Woike, Wildnisgebietskonzept NRW, 2011

Achten Sie bitte einmal darauf, wie selten z. B. der Schwarzspecht geworden ist. Ein einziges Brutpaar braucht eine Fläche ungefähr 400 ha Wirtschaftswald (100 ha : 0,27 = 370 ha, vgl. die Angaben zum Lebensraum bei Wikipedia). Und so nimmt es nicht wunder, dass z. B. im gesamten 423 ha großen FFH-Gebiet Uedener Hochwald auch nur ein einziges Schwarzspechtpärchen brütet. Und der Mittelspecht kommt in Wirtschaftswäldern überhaupt nicht vor.

Schwarzspecht

Foto von Alastair Rae (London, England)

1.400 Käferarten, ein Fünftel aller in Deutschland vorkommenden Käferarten, zählen zu den xylobionten Käfern: Sie brauchen absterbendes oder totes Holz. Der Schwellenwert, ab dem anspruchsvolle Totholzkäferarten überleben können, beträgt aber 40 m3 Totholz/ha. Zwei Drittel davon stehen  wegen dem Totholzmangel in Wirtschaftswäldern auf der Roten Liste (siehe Sperber, Georg und Stephan Thierfelder: Urwälder Deutschlands, München 2. Auflage 2008, S. 29).

 

Eine Datenbank mit allen Naturwaldreservaten Deutschlands finden Sie hier. Leider fehlen in der Datenbank Karten, in denen die Reservate verzeichnet sind.

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