Kritische Analyse des Zeitungsartikels
Ich gliedere meine Kritik in 5 Abschnitte:
- Adamiak und die Pappeln
- Adamiak und das Arbeitsbeschaffungsprogramm
- Adamiak und der Dauerwald
- Adamiak und der Kahlschlag
- Adamiak und die Rollstuhlfahrer
Adamiak und die Pappeln
Förster Adamiak erzählt der WAZ folgendes Märchen. Es war einmal ein Wald. Den nannte man den Köllnischen Wald. Darin wuchsen wunderbare Eichen und Buchen. Dann kamen 1945 die bösen Engländer und fällten die Hälfte aller Bäume und verschifften sie ins ferne England. In den 50er Jahren kam Ludwig Erhard. Der fällte die andere Hälfte der Bäume für das Wirtschaftswunder. So ward der Wald wüst und leer. 1970 brauchten die armen Bottroper viel Holz. Da kamen die schlauen Förster und haben im Wald ganz viele Pappeln gepflanzt. Die wachsen so schnell, versprachen sie, da könnten die Bottroper schon im Jahre 2014 viel Pappelholz ernten. Und so ist es dann ja auch gekommen.
Ich würde Adamiak sein Märchen ja gerne glauben, wenn er nicht ständig die Tatsachen verdrehen würde: Pappeln werden nicht 35 Jahre alt. Laut Wikipedia können sie “100 bis 200 Jahre” alt werden. Und das werden sie trotz eines hohlen und verpilzten Stammes. Davon abgesehen stimmt es auch nicht, dass ein “Großteil in der Mitte hohl und faulig” ist. Es war genau anders herum: ein Großteil war völlig gesund. Sie können sich davon bei einem Waldspaziergang selbst überzeugen:
Adamiak und das Arbeitsbeschaffungsprogramm
“Gar lustig hat’s die Forstpartie. Es wächst der Wald auch ohne sie!” Eigentlich haben Förster wie Adamiak nichts zu tun. Sie sind überflüssig. Mit ihrer ganzen Kraft arbeiten sie deshalb daran, ihre Existenz zu rechtfertigen. Sie brauchen buchstäblich einen Existenzberechtigungsnachweis. Sie sorgen selbst dafür, dass ihnen die Arbeit nie ausgeht: Erst wird der Wald kahlgeschlagen. Dann pflanzt man Pappeln an. Dann wird wieder kahlgeschlagen. Dann pflanzt man Buchen an.
Zur Zeit sind Förster sehr beschäftigt damit, die Fehler ihrer Vorgänger zu korrigieren. Landauf landab werden Pappeln, Roteichen, Douglasien oder Fichten gefällt: “Denn die gehören nicht in den Wald.” Wenn der Förster gebildet ist, redet er gerne davon, die Pappeln seien “standortfremd” oder “nicht lebensraumtypisch”. Angeblich hat das Abholzen nie wirtschaftliche Gründe. Die hatte man nur “vor 40 Jahren”. Heutzutage geht es um Naturschutz. Dass es nebenbei doch um wirtschaftliche Gründe geht, erfährt man aus einem anderen WAZ-Artikel. Aus Pappelholz lassen sich nämlich prima Spanplatten, Holzpaletten und Holzschuhe fertigen (Nordpark: Riesige Pappeln müssen weichen, WAZ vom 20.2.2013).
Adamiak und der Dauerwald
Adamiak gehört auch zu den Förstern, die die frohe Botschaft vom Dauerwald verkünden. Er meint das so ernst wie ein Alkoholiker, der verspricht, ab morgen nicht mehr zu trinken. Denn alles, was Adamiak tut, hat rein gar nichts mit Dauerwald zu tun. Er betreibt Kahlschlag und er forstet künstlich auf. Zwei Dinge, die der Dauerwaldidee diametral widersprechen. Der Dauerwald arbeitet ausschließlich mit natürlicher Verjüngung: “aus den Samen der bestehenden Bäume entwickeln sich die neuen”. Warum das im Köllnischen Wald nicht jetzt schon möglich ist, bleibt Adamiaks Geheimnis. Schließlich wachsen im ganzen Wald Buchen, die reichlich Bucheckern produzieren. Trotzdem muss künstlich aufgeforstet werden. Ein Dauerwald-Förster würde sofort nach den Wildbeständen fragen. Sind zu viel Rehe im Wald, verbeissen diese die jungen Bäumchen.
Es gibt im Köllnischen Wald auch keinen Kreislauf von “wachsen, alt werden und zusammenbrechen”. Es ist witzig, dass Adamiak das Höchstalter von Buchen mit 180 Jahren beziffert. Denn Buchen können 300 Jahre und älter werden. Aber im Köllnischen Wald brechen Buchen nicht mit 300 Jahren zusammen, sie werden allerspätestens mit 180 Jahren gefällt. Selbstverständlich nicht “aus wirtschaftlichen Gründen”, sondern wegen der “Verkehrssicherung”.
Auch Adamiak gehört zu den Förstern, die behaupten, dass im Wald praktisch akute Lebensgefahr besteht und überall Äste nichtsahnende Spaziergänger zu erschlagen drohen. Wenn dies tatsächlich der Fall wäre, könnte man das Problem dadurch lösen, dass professionelle Baumpfleger gezielt bruchgefährdete Äste absägen. Aber das würde Geld kosten und das will der RVR nicht investieren.
Auch abseits der Straßen wurden im Frühjahr 2014 mitten im Wald Altbuchen gefällt. Wenn den Reportern das aufgefallen wäre und wenn sie Adamiak gefragt hätten, hätte dieser sicherlich geantwortet: Damit die “jüngere(n) Bäume … richtig wachsen können, wenn die alten gefällt sind”. So weit geht die neue “Ursprünglichkeit” im Köllnischen Wald nicht, dass die Altbuchen irgendwann nach 300 Jahre von selbst zusammenbrechen dürfen.
Im Köllnischen Wald gibt es statt eines natürlichen einen forstwirtschaftlichen Kreislauf: Mit dem Geld aus dem Verkauf des Holzes der Altbuchen finanziert man die künstliche Aufforstung mit jungen Buchen. Aufforstungen sind nämlich richtig teuer: 1 ha mit 2.500 – 5.000 jungen Buchen aufzuforsten, kostet 15.000 – 20.000 € (Aufforstung kostet mehrere Tausend Euro, WAZ vom 1.4.2014, kein Aprilscherz!).
Adamiak und der Kahlschlag
Auch wenn es nur 0,25 ha sind: Es bleibt ein Kahlschlag. Und dieser richtet im Wald immer dramatische Schäden an. Ich habe diese auf der Seite “Vor- und Nachteile von Kahlschlägen” ausführlich dargestellt.
Adamiak und die Rollstuhlfahrer
“Ein gepflanzter Wald ist eine grüne Kolonne von Rollstuhlfahrern.” Das Zitat stammt von Förster Peter Wohlleben. Künstliche Aufforstungen sind keine Glanztat fürsorglicher Förster, sondern ziehen einen Rattenschwanz von Problemen nach sich. Um die sich dann wieder die nächste Förstergeneration kümmern kann. Sie können die Kritik Wohllebens an künstlichen Buchenanpflanzungen auf der Seite “Unnatürlicher Buchenvoranbau” nachlesen.
Außerdem sind Buchen Schattenbäume. Sie vertragen keine pralle Sonne. Statt im Schatten von Mutterbäumen langsam zu wachsen und zähes, dichtes Holz auszubilden, wachsen die Buchensetzlinge auf den Lichtungen los wie “gedopte Mastschweine” (Peter Wohlleben). So wird ihr Holz anfällig für Pilze und für Sturmwürfe. Und auch um diese Probleme kann sich dann wieder die nächste Förstergeneration kümmern.