Streit zwischen Steuer, Panek und Mergner

Gemeinsamkeiten zwischen dem Optimierungskonzept und der Kleinvoliere für Hühner

Auf den ersten Blick haben Ulrich Mergner, Forstamtsleiter der Bayerischen Staatsforsten, und Gert Stuke, Generalbevollmächtigter der Deutschen Frühstückei GmbH, wenig gemeinsam. Auf den zweiten Blick sind die Ähnlichkeiten verblüffend und lehrreich: Was dem einen seine Hühner, sind dem anderen seine Buchen. In der Dokumentation “Auf der Suche nach dem glücklichen Huhn” erklärt Stuke stolz die Vorteile der neuen Kleinvoliere gegenüber dem Käfig einer herkömmlichen Legebatterie:

 

 

Gerd Stuke:

“Also erstmal ist – auch wenn das etwas absurd klingt – Käfig nicht Käfig. Man muss also klar unterscheiden zwischen den alten Käfigen, die wir auch weghaben wollen, und zwischen diesen neu entwickelten Kleinvolieren. Da sind schon Welten dazwischen. Fachleute bezeichnen das als Quantensprung in der Tierhaltung. Deshalb finde ich diesen permanenten Vergleich oder diese Aussage, Käfig bleibt Käfig, nicht fair. … Sie sehen hier, wie groß dieses ganze System ist. Wir sprechen von dem sogenannten Omnibus-Effekt. Das ist genauso wie beim Menschen. Wenn Sie sich in einem großen Bus bewegen, haben Sie wesentlich mehr Platz, als wenn Sie alleine im kleinen PKW sitzen. Das kommt den Tieren in diesem Fall auch zu Gute. Die Tiere kriegen keinen Kontakt zu ihrem eigenen Kot. Deshalb bleiben die Tiere gesund. Und gesunde Tiere sind nach meiner Einschätzung der wichtigste und beste Beweis dafür, dass die Tiere zufrieden und vielleicht auch sogar glücklich sind. … Man fordert hier Tierschutz ein, läßt möglichen Tierschutz nicht zu, verlagert die Produktion in andere Länder, wo dann die Tiere zum großen Teil noch in den alten Käfigen weiter Eier produzieren werden.”

Bei Mergner würde sich das so anhören:

“Also erstmal – auch wenn das etwas absurd klingt – Bewirtschaftungskonzept ist nicht gleich Bewirtschaftungskonzept. Man muss unterscheiden zwischen der alten naturfernen Bewirtschaftung, die wir auch weghaben wollen, und zwischen der neuen naturnahen Bewirtschaftung. Da sind schon Welten dazwischen. Fachleute bezeichnen das als Quantensprung in der Forstwirtschaft. Deshalb finde ich diesen permanenten Vergleich oder diese Aussage, Forstwirtschaft ist kein Naturschutz, nicht fair.”

 

Stuke ist davon überzeugt, dass Hühner in einen Käfig gehören, Mergner davon, dass Buchen gefällt werden müssen. Was dem einen sein Omnibus-Effekt, ist dem anderen sein Trittsteinkonzept. Bei Stuke ersetzen Plastikmatten das Sandbad, bei Mergner acht Biotopbäume die Alters- und Zerfallsphase eines Buchenwaldes. Bei Stuke sind die Hühner gesund und glücklich, bei Mergner die Halsbandschnäpper. Stuke droht mit der Verlagerung der Produktion nach Polen, Mergner mit Kahlschlägen in Rumänien.

 

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