Epilog: Vom Unsinn des Wegegebots im Steigerwald
Ökologieprofessor Josef Reichholf hat das Wegegebot in Naturschutzgebieten scharf kritisiert:
“Viele, viel zu viele Naturschutzgebiete sind gemäß der Inhalte ihrer Verordnungen Aussperrgebiete. Selbst Wegegebote, so notwendig sie im Einzelfall (!) auch sein mögen, stellen eine massive Einschränkung für den Naturgenuß dar. Die Natur wird dadurch zur Kulisse degradiert. Der an Wege und Pfade gebundene Besuch gleicht einem Gang durch Parkanlagen oder Museen (“Berühren verboten!”). Das Fernglas bietet einen eher schlechten Ersatz für eigene Anschauung aus der Nähe. … Die Aussperrung, die Trennung des Menschen von der Natur gehört in unserer Zeit zu den größten Problemen des Naturschutzes. … Natur, die vorenthalten wird, eignet sich nicht dafür, das Anliegen des Naturschutzes zu verbreiten. “Naturschutzgebiet – Betreten verboten!” ist jedenfalls die schlechteste Werbung für den Naturschutz.” (Josef H. Reichholf, Naturschutz. Krise und Zukunft, Berlin 2010, S. 146)
Es geht nicht darum, mitten auf der Windwurffläche eine Imbissbude aufzustellen oder befestigte Forstwege durch die Kernzone des Naturwaldreservats zu bauen. Aber warum nicht ein Trampelpfad möglich sein soll, will mir nicht einleuchten. Zur Not möge man einen Ranger einstellen, der aufpasst.
Im Steigerwald kommt erschwerend hinzu, dass bei den Naturwaldreservaten Brunnstube und Waldhaus die Windwurfflächen und die uralten Buchen nicht einmal mit dem Fernglas vom Weg aus sichtbar sind. Wanderer haben nicht das einmalige, überwältigende Naturerlebnis eines geschlossenen urwaldähnlichen Buchenwaldes. Ich persönlich war minutenlang völlig sprachlos, als ich zum ersten Mal vor der Windwurffläche stand: So etwas hatte ich noch nie gesehen!
Es ist eine Binsenweisheit: Was man nicht kennt, kann man nicht schützen. Und wer den Unterschied zwischen einem von den Bayerischen Staatsforsten herunterbewirtschafteten Buchenforst und einem Buchenwald mit Urwaldmerkmalen nicht kennt, wird auch nicht verstehen, warum wir dringend einen Nationalpark Steigerwald brauchen.