Professionelle Meinungsmache: das TERENO-Projekt


Einleitung

Mit einer professionellen Public-Relation-Kampagne bemüht sich die Nationalparkverwaltung, den Umweltskandal der Kahlschläge am Wüstebach zu kaschieren: Das Projekt TERENO versucht den “Raubbau PR-mäßig herunterzuspielen” (Peter Wohlleben).

TERENO-Messstation auf Großkahlschlag

 Die Webseite ist gegliedert ist folgende Seiten:

 

Grünes Deckmäntelchen für 8 ha Kahlschlag

Das Forschungsvorhaben lautet: “Wie reagiert die Umwelt auf die Entfernung eines rund acht Hektar großen Fichtenwaldes? Wie ändern sich kurz-, mittel- und langfristig Wasser-, Kohlenstoff- und Stickstoffhaushalt?” So heißt es in der Pressemitteilung vom 11. Juli 2013 mit dem irreführenden Titel “Rückkehr von Erle, Birke und Co im Nationalpark Eifel”.

Die Pressemitteilung zeigt Fotos, auf welchen 3 wichtige Projektteilnehmer abgebildet sind:

  • Projektleiter Dr. Pütz vom Institut für Bio- und Geowissenschaften des Forschungszentrums Jülich
  • Herr Falkenberg als Leiter des Nationalbezirks Wahlerscheid und
  • Dr. Röös, seines Zeichens Fachgebietsleiter Forschung und Dokumentation von der Nationalparkverwaltung.

Auf einem Foto stehen die 3 Herren an einer ungemein wichtigen Messstation am Wüstebach. Mittlerweile hat die “Bachrenaturierung” 1 an dieser Stelle deutliche Fortschritte gemacht:

 

Ganze Heerscharen von Akademikern aus Jülich, Aachen, Köln, Bonn und Trier halten “die Überführung von nicht heimischem Fichtenwald in Wälder mit heimischen Baumarten” für einen “spannenden Vorgang”. Das böse Wort “Kahlschlag” taucht in der ganzen Presseerklärung nicht ein Mal auf. Lieber spricht man von der “Entnahme von Fichten”. Angeblich sind die Auswirkungen “auf Vorräte und Kreisläufe wichtiger Stoffe” noch nie “langfristig und kontinuierlich” untersucht worden. Dabei füllt die Forschungsliteratur zu den desaströsen Folgen von Kahlschlägen ganze Bibliotheken (vergleiche “Ökologische Beurteilung von Kahlschlägen” und “Vor- und Nachteile von Kahlschlägen“).

Man stelle sich vor, Marlboro würde in der Schule kostenlos Zigaretten verteilen und die Schulleitung würde den verdutzten Eltern mitteilen, dies sei Teil eines großen Projekts zur Erforschung der kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen des Zigarettenrauchens! Bislang gäbe es darüber “keine auf über ein Jahrzehnt angelegten Untersuchungen”.

Untersuchungen an Kahlschlägen sind moralisch ebenso fragwürdig wie Tierversuche, um neue Kosmetika zu testen. Seitens der Projektteilnehmer fehlt jegliche Sensibilität für die gefällten Fichten. Fichten sind “nicht heimisch”. Diese Eigenschaft reicht, um mit den drakonischsten Maßnahmen gegen sie vorzugehen, die forstwirtschaftlich denkbar sind: Harvester, Forwarder, Großkahlschlag und Vollbaumnutzung. Es fehlt jegliches Mitleid mit der gequälten Kreatur. Fichten sind Holzfabriken, mehr nicht. Alt werden und in Würde sterben dürfen sie selbst in einem Nationalpark nicht.

Von Dr. Pütz gibt es kein Wort zu der Schädlichkeit von Kahlschlägen. Er akzeptiert sie offenbar fraglos als Mittel einer Forstwirtschaft, die von Förstern für ordnungsgemäß gehalten wird.

Wenn Dr. Pütz schon Kahlschläge untersuchen wollte, so könnte er dies ebensogut in den Wirtschaftswäldern der Stadt Monschau am Perlenbach tun, keine 10 km vom Wüstebach entfernt:

Kahlschlag_Perlenbach_1Kahlschlag im Kommunalwald der Stadt Monschau am Perlenbach

Und warum hat er nicht die Kahlschläge nach den riesigen Windwürfen von Kyrill im Jahr 2007 untersucht? Warum betreibt er seine Forschungen ausgerechnet im Nationalpark, läßt sich für zahlreiche Zeitungsartikel interviewen und leistet Mithilfe zum Greenwashing eines skandalösen Umweltfrevels?

Hier zwei Beispiele von Zeitungsartikeln, die in erschütternder Kritik- und Distanzlosigkeit die Presseverlautbarungen der Nationalparkverwaltung nachbeten:

Unbeeindruckt von dem bisherigen Fiasko der Bachtalrenaturierungen am Wüste-, Perlen- und Fuhrtsbach entnehmen “die Wissenschaftler des TERENO-Projekts … an 175 Stellen Bodenproben” und “installieren eine weitere Eddy-Kovarianz-Messstation auf der entwaldeten Fläche, um das vom Boden ausgehende Kohlendioxid und die Energiebilanz zu erfassen.” Man stellt sich dumm und tut so, als sei nicht längst erwiesen, dass Kahlschläge eine verheerende Kohlendioxidbilanz haben. So hängt man einem skandalösen Großkahlschlag ein grünes Deckmäntelchen um.

Vermisst habe ich auf dem Kahlschlag eigentlich nur noch selbst fahrende Roboter wie den Mars-Rover Curiosity, der Bodenproben sammelt.

 

Bezeichnend für das Projekt ist, dass nicht Kahlschläge als Problem empfunden werden, sondern das angebliche Fehlen wissenschaftlicher Untersuchungen:

“Beispielsweise kommt es in borrealen Nadelwäldern immer wieder zu großflächigen Abholzungen, ohne die Folgen zu untersuchen. Dabei sind Wälder ein bedeutender Kohlenstoffspeicher und somit ein wichtiger Faktor für das globale Klima.” (Hervorhebungen von mir)

Wenn aber letzteres zutrifft und irgendwie doch schon wissenschaftlich festzustehen scheint, dass selbst Fichtenwälder Kohlenstoff speichern –  warum dann die Abholzungen und wozu die Forschungen? Vielleicht, weil das Ganze in Wirklichkeit eine dieser hintersinnigen Kunstinstallationen für die Kasseler documenta ist:

 

Dass Projektleiter Pütz ausgerechnet vom Forschungszentrum Jülich kommt, macht allerdings Sinn: An der ehemaligen Atomforschungsanlage hat man jahrzehntelange Erfahrungen mit nutzlosen Forschungen wie z. B. der am Hochtemperaturreaktor AVR.

 

1 alle Zitate auf dieser Webseite stammen aus der Presseerklärung

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