Schädigung des Bodenlebens
Die Seite ist gegliedert in folgende Abschnitte:
- Einleitung
- Wie viel Leben ist im Waldboden?
- Springschwänze
- Milben
- Zersetzung als Aufgabe der Bodenlebewesen
Einleitung
Förster scheinen zu glauben, man könne einfach die Douglasien fällen und dann Buchen anpflanzen. Und aus diesen entwickelt sich dann ein prächtiger Wald.
Dummerweise funktioniert das so nicht. Der Boden der Eifel wurde jahrhundertelang schwer geschädigt. Vor 200 Jahren wuchsen hier nach dem Raubbau im Mittelalter und in der frühen Neuzeit nur noch Wiesen- und Heidekräuter. Der mit Ladung fast 30 t schwere Forstrückeschlepper und der Harvester haben den empfindlichen Waldboden nun noch einmal zerquetscht. Den Waldboden muss man sich vorstellen wie einen Schwamm – nur eben nicht so elastisch. Ein Schwamm dehnt sich nach dem Zusammendrücken wieder aus, der Waldboden nicht.
Wenn Sie mehr über das Problem der Bodenverdichtung durch schwere Forstmaschinen lesen möchten, empfehle ich Ihnen drei Artikel:
- Peter Wohlleben, “300 Jahre Nachhaltigkeit“. Aufschlussreich ist auch der argumentative Schlagabtausch in den Kommentaren unter dem Artikel.
- Fahrspuren schaden der Baumverjüngung, Schweizerbauer.ch
- Waldbautechnik heute – Fluch oder Segen?, BUND Helmstedt
Bodenverdichtungen sind nicht nur schädlich – sie sind auch unwiderruflich. Das beweisen die Bodenschäden, die durch die tonnenschweren Steine in Stonehenge angerichtet wurden.
Unzählige Bodenlebewesen werden den Holzeinschlag in Pafferscheid nicht überlebt haben. Ich möchte Ihnen die Bodenlebewesen und ihre Aufgaben einmal vorstellen:
Wie viel Leben ist im Waldboden?
Folgende Tabelle schlüsselt die Bestandteile des Bodens auf. Gewogen wurde das Trockengewicht:
90% mineralischer Bodenanteil | ||
10% organischer Bodenanteil | 80% tote Pflanzenreste | |
15% lebende Pflanzenwurzeln | ||
5% Bodenlebewesen | 40% Bakterien | |
40% Pilze, Algen und Einzeller | ||
17% Makrofauna | ||
3% Mesofauna |
Quelle: Wolfgang Schröder, Die Tiere des Waldes – Glieder im Ökosystem, in: Horst Stern (Hg.): Rettet den Wald, S. 129
Zur Makrofauna gehören größere Tiere, die mit bloßem Auge gut sichtbar sind: Die wichtigsten davon sind mit 12% die Regenwürmer. Auch Käfer, Asseln und Spinnen gehören dazu. Und grabende Säugetiere wie Wühlmäuse oder der Maulwurf.
Die Mikrofauna, die bei weitem den größten Anteil der Bodenlebewesen ausmacht, besteht aus mikroskopisch kleine Lebewesen: Algen, Pilzen, Einzellern und Bakterien.
Unter Mesofauna versteht man Tiere mittlerer Größe: Fadenürmer, Insektenlarven (z. B. Fliegenlarven), Milben und Springschwänze. Auf Springschwänze und Milben gehe ich im Folgenden näher ein:
Springschwänze
Von den Springschwänzen sind bislang 2.000 Arten bekannt und sie sind auf unterschiedliche Bodentiefen spezialisiert:
“Arten, die der Bodenoberfläche zugehören, sind groß, dicht behaart oder beschuppt und von grünlicher oder violetter Farbe. Sie haben oft körperlange Fühler, lange Beine und eine gut ausgebildete Sprunggabel am hinteren Körperende. Auch die Augen sind bei den Tieren der Bodenoberfläche gut ausgebildet. Springschwänze aus tieferen Bodenschichten sind dagegen klein, weißlich, sie haben kurze Fühler und Beine. Sprunggabel und Augen können fast völlig zurückgebildet sein.” (ebd., S. 131)
Isotoma anglicana (3,5 mm groß), lebt an der Bodenoberfläche, Quelle: Wikimedia Commons
Protaphorura armata (2 mm groß), lebt in Bodenporen, Quelle: Wikimedia Commons
Hornmilben
Hornmilben gehören zu den Spinnen, haben also 8 Beine. Bislang sind 400 Arten in Deutschland bekannt. Da die kleinsten Arten aber nur 0,1 mm groß sind, sind viele Arten noch gar nicht entdeckt. Im Boden fressen sie tote Pflanzenteile oder sie ernähren sich räuberisch von Bakterien (siehe Schröder S. 132). Sie leben in der Bodenstreu und bis zu 10 cm tief im Boden. Pro Quadratmeter können bis zu 50.000 Hornmilben leben. Pro Hektar Waldboden entspricht das einem Gewicht von 8-20 kg Hornmilben.
Hornmilbe aus der Familie Phthiracaridae, Quelle: Wikimedia Commons
Hornmilbe der Gattung Stomacarus, Quelle: Wikimedia Commons
Zersetzung als Aufgabe der Bodenlebewesen
Die Aufgabe der Bodenlebewesen ist es, das tote pflanzliche Material zu zersetzen und die in ihnen enthaltenen Nährstoffe zu recyclen und den lebenden Pflanzen wieder zugänglich zu machen. Deswegen nennt man die Bodenlebewesen auch Zersetzer (Destruenten).
Der Makro- und Mesofauna und den Einzellern kommt dabei die wichtige Aufgabe zu, das abgestorbene pflanzliche Material zu fressen und es schrittweise mechanisch zu zerkleinern. Man nennt sie auch Saprophagen. So werden z. B. die abgefallenen Herbstblätter zerkleinert:
Größe des Blattes | Saprophage |
10 mm | Regenwurm |
1 mm | Springschwanz |
0,1 mm | Hornmilbe |
0,01 mm | Amöben |
Die zerkleinerten Blätter werden dann von der Mikrofauna biochemisch zu Mineralstoffen zersetzt. Deswegen heißen Pilze und Bakterien auch Mineralisierer. Stickstoff beispielsweise, der in den Proteinen oder in der DNA gebunden ist, wird im so genannten Stickstoffkreislauf von Bakterien und Pilzen der Mikrofauna wieder zu Ammonium und Nitrat abgebaut. Diese beiden Mineralstoffe werden von den Pflanzen wieder aufgenommen:
Der Stickstoffkreislauf, Quelle: Wikimedia Commons