Was tun mit abgestorbenen Fichten im Wald?

Die riesigen Flächen mit abgestorbenen Fichten am Plackweg im Sauerland wurden vollständig geräumt. Entstanden sind quadratkilometergroße Freiflächen.

Screenshot Waldrodung am Lörmecke Turm Warstein.

Hoheitlich zuständig sind zwar die Förster des Landesbetriebs Wald-und-Holz NRW. Aber dem Landesbetrieb gehören die Flächen nicht; Eigentümer sind Privatleute, Städte, Gemeinden und auch Kirchen. Und der Eigentümer entscheidet, was passiert. Die Förster können lediglich Vorschläge machen und beratend zur Seite stehen.
 Die Empfehlungen von Wald-und-Holz NRW sind sehr gut und ökologisch vorbildlich. Wenn man doch nur auf sie gehört hätte!

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Anfang November 2020 erschien der Praxisleitfaden Fichten-Dürrständer. Die 28 Seiten umfassende Broschüre gibt “Hinweise zum Umgang mit stehenden abgestorbenen Fichten auf Kalamitätsflächen”.

“Das vollständige Abräumen der Flächen kann Probleme in der Zukunft schaffen. Die Ernte kostet oft mehr, als der Verkauf erbringt, so dass es oft sinnvoller ist, zumindest
einen Teil der Fichten-Dürrständer auf der Fläche zu belassen.”1Praxisleitfaden, S. 7

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Das schreiben nicht etwa Peter Wohlleben und Pierre L. Ibisch, sondern Dr. Bertram Leder und Dr. Carolin Stiehl. Sie leiteten die Unterarbeitsgruppe „Dürrständer“ der Arbeitsgruppe Großkalamität bei Wald und Holz NRW. Ihr Praxisleitfaden zählt die vielen Vorteile von Dürrholz auf:

  • Schutz vor Austragen von Nährstoffen,
  • Humusbildung durch liegendes Dürrholz,
  • Speicherung von Feuchtigkeit durch liegendes Dürrholz,
  • Keimbett für jungen Bäume durch liegendes Dürrholz,
  • natürlicher Schutz-Verhau vor Wildverbiss,
  • Hemmung von Konkurrenzvegetation,
  • Schutz vor Klimaextremen.

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Mit Konkurrenzvegetation sind hohe Gräser und Kräuter der Schlagflur gemeint wie z. B. Land-Reitgras, Fingerhut, Weidenröschen oder Fuchs-Greiskraut.2siehe Michael Hohla, Kahlschlagpflanzen – ein ganz besonderer Schlag Besonders gefürchtet sind Brombeeren, deren Ranken so dicht wachsen, dass junge Bäumchen darunter regelrecht erstickt werden.

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Mit Klimaextremen ist nicht nur die Sonneneinstrahlung im Sommer gemeint, die dazu führt, dass sich der Boden stark aufheizt. Eine Gefahr für Jungbäume sind auch Stürme und die schneidend kalten Winde im Winter.3siehe zum Problem von Freiflächen auch Kahlschläge am Heimbach – Analyse des Kahlschlags mit Hilfe von Röhrigs “Waldbau”-Standardwerk

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Der Praxisleitfaden stellt 5 verschiedene Handlungsmöglichkeiten vor, wenn Dürrständer nur teilweise entnommen werden:

  1. Anlage von schachbrettartig angelegten Kleinflächen mit Fichten-Entnahme
  2. Anlage von Kleinflächen (Femeln) mit Fichten-Entnahme
  3. Modifizierter Saumschlag
  4. Stockachselpflanzung, zum Beispiel bei rotfauler Fichte
  5. Pflanzung im Verhau

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Die 5 Vorgehensweisen werden jeweils mit Bild und Text erläutert, und zwar so gut, dass auch ein interessierter Laie sofort versteht, was gemeint ist. Adressat der Broschüre sind schließlich die Waldeigentümer, die überzeugt werden müssen. Am Plackweg im Sauerland konnte leider niemand überzeugt werden. Dort wird man nun mit den Kahlflächeneffekten4Praxisleitfaden, S. 20 leben müssen:

  • starke Sonneneinstrahlung,
  • Frost,
  • Wind,
  • Wasserverlust/Trocknis,
  • Erosion,
  • Nährstofffreisetzung,
  • Wege- und Bodenschäden,
  • keine Pflanzung von Schattbaumarten möglich.

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