Harvestereinsatz im Mülheimer Stadtwald

Ende April 2013 kam im Mülheimer Stadtwald in einem jungen Buchenwald an der Wedauer Straße zum ersten Mal ein sog. “Harvester” zum Einsatz.

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Ein Harvester ist eine hochautomatisierte, computergestützte Holzerntemaschine: Eine einzige Person kann mit seiner Hilfe Bäume fällen, von Ästen befreien und in Stücke sägen – und dies in atemberaubender Geschwindigkeit. Zum Einsatz kam ein 20 Tonnen schwerer “Ponsse Ergo“, gekauft bei der Firma Wahlers-Forsttechnik.

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Früher wurden diese Arbeiten von mehreren Forstarbeitern ausgeübt. Die gefällten Bäume wurden mit einem Rückepferd zu den Rückegassen transportiert und von dort mit einem Forstrückeschlepper zum Forstweg transportiert. Im ökologischen Waldbau müssen die Rückegassen einen Abstand von 40 m haben. Dies ist mit dem Harvester, dessen Greifarm nur bis zu 10 m in den Wald hineinreicht, nicht möglich. Die Abstände liegen nun bei 20 m. Pro Hektar Wald braucht man also 5 Rückegassen. Diese sind 4 m breit. Da in den Rückegassen keine Bäume wachsen können, verliert man so 20 % seiner Betriebsfläche. Hinzu kommen massive Bodenschäden infolge der Verdichtung des Bodens durch das 20 Tonnen schwere Ungetüm. Außerdem werden an den Rändern der Rückegasse die Wurzeln der dort wachsenden Bäume abgerissen oder zusammengedrückt.

 

Das frische Grün der Buchen auf den Fotos täuscht über die tiefen Wunden, die diesem Wald zugefügt wurden, hinweg. Die Folgen werden auch erst in Jahren und Jahrzehnten spürbar sein, z. B.

  • wenn in trockenen Sommern der Boden nicht mehr soviel Wasser speichern kann und die Bäume vertrocknen,
  • wenn Stürme die Bäume umwerfen, weil ihre Wurzeln nicht mehr tief in den verdichteten Boden hineinwachsen können, oder
  • wenn Nährstoffmangel eintritt, weil die für den Nährstoffkreislauf lebenswichtigen Bakterien und Pilze in dem zusammengedrückten Boden keinen Sauerstoff mehr bekommen.

Oberförster Pfaff hat sich 19 Jahre gegen den Einsatz von Harvestern gewehrt. Ein neues Rückepferd als Ersatz für das vor Jahren verstorbene hat er nie bekommen. Von einstmals 17 fest angestellten Forstarbeitern wurden 14 entlassen. Jetzt musste er dem Drängen des Stadtrats, der den Stadtwald nur als Kostenfaktor sieht, nachgeben. Eine auf sogenannten “Schuldenabbau” und kurzfristige Rendite fixierte Verwaltung opfert einen gesunden Wald auf Kosten zukünftiger Generationen.