Stadtförster Roland Wiese und die Westfalenpost

Stadtförster Wiese und die Lebensaufgabe

Der Mann mit der alleinigen Verantwortung für den Stadtforst scheint eine wichtige Person zu sein. Und deshalb stellt ihn die Westfalenpost ihren Lesern nun einmal ausführlich vor: “Lebensaufgabe im Stadtwald gefunden”.

Gleich zu Beginn des Zeitungsartikels gilt es zu betonen:  Dieser Förster hat nicht einfach nur einen Beruf, sondern er hat eine Lebensaufgabe:

“Hier hast du eine Lebensaufgabe.”

Seine Lieblingsbeschäftigung ist offenbar das Bäumefällen. Zumindest könnte man auf diese Idee kommen:

“Das ‘Auszeichnen’ der Bäume, um sie für die Holzernte zu kennzeichnen, schätzt der dreifache Vater: ‘Das macht einfach Laune, so zwei, drei Stunden am Tag brauche ich das.'”

Da läuft also einer durch den Wald und kennzeichnet Bäume, die gefällt werden sollen. Und das macht ihm “einfach Laune” und er “braucht” das “zwei, drei Stunden am Tag”. Wenn einer der 4 Mitarbeiter des Forstamts Presserefent wäre, er hätte dieses Interview so nie freigegeben. Vielleicht hätte er Wiese geraten, etwas über seinen Hund zu erzählen. Wie gerne er mit ihm Wald spielen geht. Oder wie gerne er im Wald spazieren geht. Oder wie gerne er Vögel beobachtet. Oder Pilze sammelt. Aber Bäume fällen? Irgendwie weiß das auch der Journalist, der das Interview macht: Er kann unmöglich schreiben, dass es die Lieblingsbeschäftigung des neuen Stadtförster ist, Bäume für die Fällung “auszuzeichnen”. Deshalb der fett gedruckte Zwischentitel: “Ökologie ist ihm wichtig”. Und das heißt: “der Verzicht auf Kahlschlag und Gifteinsatz, das Aufforsten mit Laubholz und das Stehenlassen von Totholz”.

Das “Aufforsten mit Laubholz” scheint dem “engagierten Forstwirt” ganz wichtig zu sein. Deshalb wird es wiederholt:

“In den nächsten Jahren will er versuchen, ‘das weiter zu führen, was wir in den letzten Jahren schon getan haben’. Laubholzanreicherung stehe dabei im Mittelpunkt.”

Leider fragt die Westfalenpost nicht, wie hoch der Nadelholzanteil in Eversberg war, als Wiese 1989 dort seinen Dienst antrat. Sie fragt auch nicht, wie viel % Nadelholz er in 24 langen Dienstjahren in Laubholz umgewandelt hat. Seit wann stand “Laubholzanreicherung” dort “im Mittelpunkt”. Schon vor Kyrill 2007? Oder erst danach? Denn die Nadelwälder des Reviers Eversberg waren von Kyrill stark betroffen:

Waldinfo.NRW, Kyrillflächen rot schraffiert

Und auch von der Borkenkäferkalamität ab 2018 hat Eversberg schwer erwischt:Waldinfo.NRW, Borkenkäferkalamitätsflächen rot

Wie groß ist dafür die Verantwortung eines Försters, der fast 25 Jahre dort zuständig war? Die Westfalenpost stellt diese Frage nicht und wird sie nie stellen.

“Wer über einen so langen Zeitraum in einem Revier arbeite, drücke dem Wald seinen eigenen Stempel auf: ‘So ein Revier bekommt einen ganz anderen Touch, wenn man das über viele Jahre macht.'”

Nach 2018 haben solche Sätze einen düsteren Klang. Er sei als Forstwirt “ein Langzeittäter”. Das klingt fast wie eine Drohung.

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