Die Aufforstung an der Plessenburg

Warum forstet man die 1,5 ha an der Plessenburg überhaupt auf?

Einige werden jetzt sagen:

“Die Stadt Ilsenburg will mit den gepflanzten Bäumen Geld erwirtschaften. Irgendwann in der Zukunft will sie die Bäume fällen und verkaufen. Am besten teuer verkaufen.”

Andere werden dem widersprechen:

“Es geht nicht ums Geld! Es geht darum, dass dort wieder ein Wald wächst. Ein schöner grüner Wald, in dem man sich erholen kann und den man sich gerne anschaut. Es geht auch um die Touristen! Und es geht um den Naturschutz!”

Ich möchte mich zunächst mit den zuletzt genannten Gründen auseinandersetzen:

1. Es geht nicht um die Touristen.

Es mag bei der Aufforstung um vieles gehen. Um eines geht es mit Sicherheit nicht: um die Touristen. Denn die scheint es gar nicht zu stören, dass an der Aufforstungsfläche kein Wald mehr steht. Ich jedenfalls habe keinen einzigen Touristen gesehen, der aus dem Bus ausgestiegen und in Tränen ausgebrochen wäre wegen dem Kahlschlag. Oder dem wegen der vielen toten Fichten das Essen in der Plessenburg nicht geschmeckt hätte. Es geht nicht um die Touristen, es geht nicht um die Erholungssuchenden. Die riesigen toten Fichtenforste oder die kahlgeschlagenen Berge schrecken niemanden ab: Hotels, Ferienwohnungen und Parkplätze sind voll und der Brocken oben sowieso. Der ist immer überlaufen – egal, was kommt. Und ich mache mich jetzt nicht lustig über die Touristen und ich halte mich auch nicht für etwas Besseres – nein, ich selbst war ja im Harz in Urlaub und ich liebe den Wald. Und trotzdem fahre ich dorthin … und ich sehe das vermutlich genauso wie der Harzer Durchschnittstourist: Wegen mir bräuchte niemand aufzuforsten.

2. Es geht nicht um die Schönheit.

Im Juli 2023 konnte man wegen der vielen hohen Kräuter auf dem Kahlschlag nicht einen einzigen gepflanzten Setzling sehen. Dass überhaupt schon aufgeforstet worden war, erfuhr ich erst durch einen Anruf beim Harzer Tourismusverband. “Doch doch, die Aufforstung war schon! Die Setzlinge sind da. Die sind nur so klein!” Trotzdem sah der Berg richtig hübsch aus und ich als Fotograf war ganz fasziniert –  mit den vielen blühenden Weidenröschen. Eine Postkartenidylle! Und ein El Dorado für Fotografen. Der Stoff, aus dem die Fotografenpreise gemacht sind. Es soll Städte geben, die aus so einem blühenden Berg eine Touristenattraktion machen. PR ist alles! Nun – ganz so schlau – oder so abgezockt, wenn man so will – ist man im Harz noch nicht.

3. Es geht nicht um irgendeinen Wald mit irgendwelchen Bäumen.

Der Grund, warum ich meine, dass es bei der Aufforstung auch nicht bloß um irgendeinen Wald mit irgendwelchen Bäumen geht, ist der, dass man einen solchen Wald auch anders haben könnte: Man müsste nur die Birken wachsen lassen. Deren Samen kommen von ganz alleine angeflogen. Dass das ganz hervorragend klappt und noch dazu ganz ohne teure Wildschutzzäune, kann jeder direkt nebenan sehen: im NLP direkt gegenüber wächst auf einem ehemaligen Kahlschlag ein junger und dichter Birkenwald. Birken gehen immer – aber die will ein Förster nicht haben. Birken sind für den Forstwirt praktisch wertlos. Damit kann man nichts verdienen.

4. Es geht nicht um Naturschutz.

Den Grund, warum ich meine, dass es bei der Aufforstung auch nicht um Naturschutz geht, den macht der NLP direkt nebenan deutlich. Dem NLP geht es um Naturschutz, und er betont in jedem zweiten Satz, dass er gerade kein Wirtschaftswald ist. Und weil das so ist, pflanzt der NLP auch keine Traubeneichen. Im Leben nicht! Stattdessen finden Sie im NLP Birkenwälder, Birkenwälder und noch einmal Birkenwälder. Überall da, wo früher einmal Fichten standen. Der Buchberg z. B. und der Meineberg nordwestlich von Ilsenburg – quasi schräg gegenüber der Plessenburg auf der anderen Seite der Ilse – sind fast reine Birkenwälder. Und der NLP ist sehr stolz darauf!

Und bitte sagen Sie jetzt nicht:

“Aber die Birke ist nicht klimastabil, sie verträgt die Hitze nicht!”

Die Traubeneiche schon? Weil das in der Zeitung steht? Weil der Förster das gesagt hat? Der Förster, dessen Vorgänger die Fichten gepflanzt hat? Weil die Fichten für das Klima im Harz besonders geeignet sind?

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