Sterbende Buchen
Wer alte Buchen so freistellt, wie Förster Herber das tut, bringt sie um. In den wenigen Buchenurwäldern, die es in Europa noch gibt, stehen die alten Buchen dicht an dicht. In den Urwäldern der Karpaten im UNESCO-Weltnaturerbe Uholka-Shyrokyi Luh stehen 62 Altbuchen mit einem BHD von über 52 cm pro ha (siehe Urs-Beat Brändli, Meinrad Abegg: How natural are Swiss beech Forests, 2013, Tabelle rechts). Buchen bilden eine Lebensgemeinschaft: Sie sind wechselseitig aufeinander angewiesen. So spenden sie sich gegenseitig Schatten und sorgen gemeinsam für ein kühles und feuchtes Binnenklima im Wald.
Die Photosynthese ist nicht etwa in den oberen Kronenteilen am höchsten, die der prallen Sonne ausgesetzt sind, sondern in den unteren Teilen der Krone im Halbschatten (siehe Lutz Fähser: Betrachtung der „Grundsätze für die Bewirtschaftung von Buchen- und Buchenmischbeständen im Bayerischen Staatswald“). “Die Lichtwuchshiebe und Schirmhiebe des früheren Buchenwaldbaus stellten große freie Kronen zur Wuchsbeschleunigung und schnellen Verjüngung her mit katastrophalen Auswirkungen auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Wälder” (ebd., S. 2, Hervorhebungen von mir). Förster Herber hat auf der Fachhochschule für Forstwirtschaft nichts anderes gelernt als “Lichtwuchshiebe” und “Schirmhiebe”. Die Kronen der Altbuchen werden verkümmern: Die Blätter werden gelb. Kronenäste sterben schrittweise ab. Die Kronen werden so licht, dass man hindurchschauen kann. Hinzu kommen Schäden an den Buchenstämmen, die ebenfalls keine direkte Sonneneinstrahlung vertragen. Sie bekommen Sonnenbrand. Die Rinde platzt auf, Pilze dringen ein, der Baum wird krank. Der Todeskampf der Altbuchen kann sich über Jahrzehnte hinziehen. Aber schon heute sehen die Kronen vieler Altbuchen zum Gotterbarmen aus – zumal viele durch die Fällungen geschädigt sind und Äste herausgebrochen wurden:
Die Schäden an den Buchen in ganz NRW lassen sich nicht leugnen: Fast jede 3. Buche in NRW gilt als deutlich geschädigt (Waldschadensbericht NRW 2013, S. 11). Was die Forstwirtschaft aber hartnäckig abstreitet, ist, dass sie selbst in erheblichem Maße zu den Schäden beiträgt. Schuld ist wahlweise die Luftverschmutzung, der Klimawandel, die Buchenkomplexkrankheit, der Buchenprachtkäfer oder Wladimir Putin, aber es sind nie die eigenen Schirmhiebe.
Noch schlimmer als den Buchen ergeht es in NRW den Eichen, von denen jede 2. deutlich geschädigt ist. Kein Wunder, wenn man sie so freistellt wie am Schliehenbankweg:
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