Der Brinkmannswald im Jahr 2019

„Die Wälder bilden sich und bestehen also da am besten,
wo es gar keine Forstwissenschaft gibt.“

Heinrich Cotta1Anweisungen zum Waldbau, 1817

Schluss – Ein paar alte Bäume

Auf der Tagung “Alte Buchenwälder” in Bad Langensalza erinnerte Prof. Jörg Müller an folgendes:2siehe Prof. Jörg Müller und das Buchensterben, Hervorhebungen von F.-J. A.

Unsere Sichtweise ist ganz stark von Wirtschaftswäldern geprägt […]. Wir haben – auch ich selber in der Ausbildung – Dinge wie natürliche Dynamiken [vergessen]. Denken Sie mal an Flussauen! Denken Sie mal, was ein Fluss machen würde, der mäandriert in einer großen Talaue! Wir kennen das nicht mehr! […] In den Buchenwäldern ist die Dynamik – in reifen, natürlichen Buchenwäldern –  deutlich höher, als wir es bisher angenommen haben. Und wir kommen einfach aus unseren entschleunigten Wäldern … Unsere ganzen Naturwaldreservate – was sind die denn? Es sind die Wirtschaftswälder von gestern, von Menschenhand geprägt, ohne Dynamik.”

Wenn Müller von Dynamik spricht, meint er alte Buchen in der Zerfallsphase. Er meint Buchen, die altersschwach umfallen, Buchen, die ein Sommersturm umwirft, Buchen, die wegen dem Zunderschwamm morsch werden und abbrechen.

zusammengebrochene Altbuche

Und das kennen wir nicht mehr, weil wir keine reifen, d. h. alte Buchenwälder haben, sondern nur Wirtschaftswälder. Und das Ziel von Wirtschaftswäldern sind Buchen in der Optimalphase. Die fallen nicht von alleine um, die werden gefällt.

Am Schicksal des Brinkmannswaldes in Bottrop wird deutlich, warum wir Buchenwälder mit natürlicher Dynamik nicht mehr kennen: Bevor die Dynamik überhaupt eintreten kann, wird gefällt.

Und noch etwas ganz anderes wird deutlich: Ob da nun Brombeeren wachsen oder Holunderbüsche oder Birken – auf jeden Fall ist der Brinkmannswald immer noch eines: Er ist “schön grün”! Auch nach dem Fällen von 250 alten Buchen 2014. “Schön grün hier!” Und für 99,9 % der Spaziergänger reicht das völlig aus. Sie werden sich nicht mit Grausen abwenden. Und wer bin ich, ihnen das vorzuwerfen? Solche Waldbilder wie 2019 im Brinkmannswald sind normal. Und selbst Anwohner, die das große Fällen 2014 miterlebt haben und sich daran erinnern, wie der Wald vorher aussah, gehen dort wieder mit dem Hund spazieren. Ein paar alte Bäume stehen ja noch. Was soll man machen? Es ist, wie es ist.

Bei meinem Besuch im Brinkmannswald habe ich zufällig Dieter Ullrich getroffen, den Noch-Vorsitzenden des NABU-Bottrop.3siehe seinen damaligen Offenen Brief zur Kommunalwahl Er wohnt da und führte den Hund Gassi. Wir haben lange über die alten Zeiten geplaudert. Der Wald ist mittlerweile schon wieder verkauft worden. Die ist jetzt geschieden. Dem geht es gut. Die macht jetzt das. Und der hat kürzlich. Und die ist immer noch. Es war schön.

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