Kein Freund von Peter Wohlleben

Interview mit Förster Alexander Nebhuth

Am Freitag, den 2. Juni 23, telefoniere ich mit Herrn Nebhuth.

Ich habe eine Frage zur Buchenwaldbewirtschaftung. Das liegt mir auf dem Herzen. Ich wollte fragen, was Sie da machen. Für mich sieht das aus wie Schirmschlag bzw. Großschirmschlag

Ich nenne das Abtrieb. So kann man das auch bezeichnen. Es ist so: wir haben einen 2-Schicht-Bestand.

2-Schicht-Bestand an der Abkürzung zwischen den Kurven der Süntelstraße

Da ist jetzt die Buchennaturverjüngung stark aufgelaufen. Wir befinden uns da jetzt in einem Stangenholzalter mittlerweile.

Buchenstangenholz

Und da ist es absolut notwendig, dass wir jetzt die alten überreifen Bäume ernten. Die sind in der Endnutzungsphase nach Forsteinrichtung, d. h., die sind ca. 140 Jahre. Die müssen jetzt heruntergenommen werden, damit das Stangenholz durchwachsen und sich qualifizieren kann für den nächsten Hauptbestand.

im Vordergrund eine heruntergenommene alte überreife Buche

Ich sage Ihnen, warum ich da so nachhake: Wenn Peter Wohlleben in Ihrem Wald herumlaufen würde, dann würde er sagen: Ja, genau so soll man es nicht machen!

Genau! Aber da ich kein Freund von Herrn Wohlleben bin und mich in einem Wirtschaftswald befinde, mache ich das nach alter Väter Schule so, wie wir es gelernt haben.

im Vordergrund eine heruntergenommene alte überreife Buche

Aber auch die Niedersächsischen Landesforsten würden sagen: Also so machen wir das nicht!

Korrekt!

Die Landesforsten machen das nicht mehr so.

Naja – also die Landesforsten an sich haben jetzt vielleicht eine andere Richtung, aber die haben das vor Jahren auch noch so gemacht.

Buchenwald in der Endnutzungsphase

Wir sind in der Endnutzungsphase: das Holz wird nicht besser. Das vergammelt mir auf dem Stock. In den Hitzesommern 18 und 19 hatte ich da natürlich auch abgängige Buchen. Es ist absolut notwendig, wenn wir die nächste Generation Buchen großziehen wollen, dass wir jetzt den Abtrieb machen. Das ist einfach so.

im Mittelgrund die nächste Generation Buchen

Ich habe das jetzt verstanden. Es wundert mich nur, denn es bleibt dann nichts anderes übrig als Stangenholz. Es gibt Förster, die dann sagen: Das ist kein Wald mehr!

Ach, das sehe ich nicht so. Dann gucken Sie noch einmal in 10 Jahren hin, was Sie dann für Verhältnisse haben. Es ist ja auch so: Wir lassen ja rundherum immer mal Überhälter stehen, weil die Buche ist eben eine Halbschattenbaumart. Die brauch immer ein bisschen Überschattung. Aber da, wo es wirklich fertig ist, wo die Überhälter kaputt sind, da nehme ich die komplett herunter.

Das habe ich jetzt verstanden. Sie haben mir das gut erklärt. Früher hätte ich das Gespräch jetzt mit Schaum vor dem Mund beendet. Mittlerweile bin ich da etwas entspannter und nehme das so zur Kenntnis.

Holzpolter am Eggerssumpfweg

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