Aufforstung der Kahlschläge am Süntel

“We will continue to be your single source of truth.”
Jacinda Ardern, Premierministerin von Neuseeland, 2020

Am Freitag, den 2. Juni 23, telefoniere ich ein zweites Mal1Das Transskript des ersten Interviews finden Sie hier. mit Förster Alexander Nebhuth. Mich interessiert, wie er die Kahlschläge aufgeforstet hat:

Ich war auf diesen Fichtenkahlschlägen. Und was ich noch nie so gesehen habe: es waren neue Fichten angepflanzt worden und das sah für mich aus, als wenn das ein Acker wäre. Die waren so in Reih und Glied gepflanzt und dazwischen war gemulcht. Ich dachte mir, das ist so wie ein Acker, wo Spargel gezogen wird. Ich meine das nicht negativ, verstehen Sie mich jetzt nicht falsch! Was haben Sie da gemacht? Wie macht man das? Das habe ich noch nie gesehen!

Ja, das glaube ich! Das machen die Landesforsten nicht mehr. Das ist auch althergebracht. Das ist einfach so. Das ganze Kronenmaterial habe ich schreddern lassen – allein schon aus Waldbrandgefahr und aufgrund der Waldhygiene. D. h., alles, was da jetzt sauber weg ist, kann nicht mehr brennen und ich habe auch keine Brutplätze mehr für Kupferstecher und Buchdrucker. So – jetzt ist das sauber, dann haben wir mit einem TTS-Gerät, das ist wie so ein Scharpflug, diese Riefen gezogen, damit, weil ich ja eine Rohhumusauflage habe, komme ich bei den Pflanzen ja schlecht mit den Wurzeln ins Erdreich rein. Um da vorzubeugen, haben wir diese Riefen gezogen mit diesem TTS-Gerät.

Was für ein Gerät? Entschuldigung, das habe ich noch nie gehört.

TTS nennt sich das. Das können Sie mal googeln. Das ist ein Anbaugerät. Das ist wie ein großer Pflug und der zieht diese Riefen.

Deswegen kam ich auf die Idee mit dem Ackerbau. Das sieht wirklich aus, als hätte man dort mit einem Pflug gearbeitet.

Ja, aber das ist für den Wald konzipiert. Damit versuchen wir ja halt – das haben wir ja auch erreicht – den Rohhumus ein bisschen aufzudröseln, damit die Pflanzen direkt in den Mineralboden hereinkommen und anwachsen. Das ist der eine Vorteil. Der zweite Vorteil ist, wenn es mal regnet, dann sammelt sich das Wasser in den Riefen. Das ist für die Pflanzen auch sehr gut, was die Wasserversorgung angeht.

Ja und warum pflanze ich wieder Fichte? Wenn Sie mal genau hingucken: die Fichten ziehen an ohne Ende. Die gehen richtig ab. Ich habe z. T. auch Douglasien gepflanzt. Die kommen auch, aber ich habe bei den Douglasien mehr Ausfälle gehabt als bei der Fichte.

Das ist ja spannend und interessant, was moderne Forstwirtschaft so macht.

Ja, das ist so ein bisschen ein Mix aus Moderne und Althergebracht. Und damit fahre ich. Ob die nachher in 40 Jahren sagen, “Was der Nebhuth da gemacht hat, war völliger Schwachsinn!”, das kann ich Ihnen ja auch nicht sagen. Das ist wie mit allem. Nur ich versuche halt, meinen Nadelanteil wieder zu erhöhen. Ich versuche, die Laubbestände zu fördern und zu pflegen. Und – wie gesagt2siehe Interview mit Alexander Nebhuth, Förster in Bad Münder – wir versuchen, möglichst viele Baumarten zu bringen auf unseren Flächen – standortgerecht. Und ich kann Ihnen auch nicht sagen, “Die Elsbeere wächst!”. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob von den Elsbeeren irgendwann mal eine auf die Submission kommt – auf die Wertholzsubmission. Ich versuche das in die Wege zu leiten. Was der nächste Förster in 40 Jahren macht oder in 35, das kann ich Ihnen auch nicht sagen.

Ja, vielleicht baut man Ihnen dann sogar ein Denkmal! Man weiß es ja nicht!

Ja vielleicht, aber ich glaube, da lege ich gar nicht so viel Wert drauf. Aber ich bin persönlich der Meinung, dass ich das ganz gut mache.

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