Was tun gegen Baumfällungen?

“On almost every test of civilization – philosophy, music, science, local government – the Germans come out at the top of the list; only the art of political behaviour has been beyond them.” A. J. P. Taylor1The Course of German History, Preface

Wir haben gar nichts erreicht

Wir haben damals alles versucht. Alles mögliche. Alles, was uns möglich war: wir haben die Zeitung eingeschaltet, Leserbriefe geschrieben, Flugblätter verteilt, Unterschriften gesammelt, haben an Sitzungen des Umweltausschusses teilgenommen, vor dem Rathaus mit Plakaten demonstriert und beim BUND und NABU mitgemacht. Sogar das Fernsehen konnten wir einspannen.

Viel an Aktionen hat nicht gefehlt. So dachten wir damals. So redeten wir es uns ein. Aber gefehlt hat z. B. eine große Demonstration. Die haben wir nie auf die Beine stellen können. Auch keine kleine. Dafür waren wir immer zu wenige. Viel zu wenige.

Auch Straßen haben wir nicht blockiert oder uns an Bäume festgebunden. Und nie wären wir auf die Idee gekommen, Baumhäuser zu bauen. Aber das ist eine andere Geschichte, über die ich hier geschrieben habe.

Entscheidend ist: Wir haben damals nichts erreicht. Gar nichts. Grund dafür war, dass wir uns nicht um Fragen der Macht gekümmert haben. Streng genommen waren wir völlig unpolitisch. Und naiv dazu.

“The Democrats were without voters; the Social Democrats were without ideas.” A. J. P. Taylor2The Course of German History, Republican Interregnum 1919-30

Wir haben z. B. nie einen Abgeordneten des Stadtrats auf unsere Seite ziehen können, geschweige denn eine Fraktion oder auch nur einen Teil davon. Ohne Mobilisierung von Wählern geht das nicht. Und Wähler mobilisieren, das konnten wir nicht. Nie. Wir haben es auch gar nicht erst versucht. Wir hatten die guten Ideen, aber keine Macht. Die anderen hatten die schlechten Ideen, dafür aber die Macht.

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Ein Gedanke zu „Was tun gegen Baumfällungen?

  1. Wir haben gar nichts erreicht

    Ich freue mich riesig, dass Sie wieder schreiben. Ehrlich. Die Situation kommt mir vor wie das Lied von Bertold Brecht: Und was noch nicht gestorben is, das macht sich auf die Socken nun.
    Ihr ernüchternder Text entspricht zu 100 Prozent meiner eigenen Erfahrung in der Schweiz. Wir haben nicht nur nichts erreicht, sondern wir müssen gravierende Rückschritte zur Kenntnis nehmen: Die Forstwirtschaft hat die Alleinherrschaft und die Deutungshoheit über das Waldareal gefestigt. Sioe kann es sich heute sogar leisten, ehrlich zu sein. Die einzigen Maximen im Forst sind Nutzung, Geld, Gegenwart. Die überwiegende Mehrheit der Gesellschaft hat sich mit Propaganda, Corona, Ukraine, Wirtschaftssanktionen, Atommüll und geschürten Ängsten (z.B. Energiemangel, Klimawandel) abgefunden. Reiche werden reicher, Bedürfte werden mit Almosen vertröstet. Die künstliche Intelligenz ersetzt das eigene Denken und lässt diese Fähigkeit zunehmend verkümmern.

    Hier werden wir uns ein nächstes Mal irren: Leute können gar nicht mehr selber denken. Ihnen fehlen die Übung und die persönlichen Erfahrungen über Landschaft, Landnutzungen und Natur. Wir und unsere früheren Mitstreiter werden älter und gebrechlicher. Bewusst oder erzwungen ziehen wir uns auf die Tribüne oder die Sitzbank zurück. Viele hören auf zu schreiben. Das betrachte ich als den grössten Fehler, den wir machen können: Wir nehmen den Lesern (und der künstlichen Intelligenz) die Möglichkeit der Teilhabe an unseren Gedankengängen und den Beobachtungen.
    Hätten Sie nicht schon früher geschrieben, wäre uns sogar die Erkenntnis, dass es nichts genützt hat, verborgen geblieben.

    Sehr geehrter Herr Adrian: Ich wünsche Ihnen alles Gute und freue mich auf weitere Texte.

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